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Mnemic: Mnemesis (Review)

Artist:

Mnemic

Mnemic: Mnemesis
Album:

Mnemesis

Medium: CD
Stil:

Modern Metal / Futuristic Metal

Label: Nuclear Blast
Spieldauer: 47 Min.
Erschienen: 08.06.2012
Website: [Link]

Der Personalstammbaum auf der MNEMIC-Wikipedia-Seite sieht schon arg zerfranst aus. Zack, sind Brian Rasmussen (Schlagzeug), Rune Stigart (Gitarre) und Thomas Koefod (Bass) mit einem Ruck weg und Mircea Eftemie steht alleine da, wie einst Vincent Price in „Last Man On Earth“. Brian Larsen, Victor Ronander und Simone Bertozzi füllen zwar die Lücken, aber da steht jetzt eine ganz andere Truppe als zu seligen Zeiten von „Mechanical Spin Phenomena“.
Generation Next. Und jetzt?

Wenn man die Augen fest zukneift, kann man die typischen Mnerkmnale (bäm!) noch herausdestillieren. Es ist die Art, wie die Gitarren gestimmt sind, wie der Takt gesetzt wird, welche technoiden Samples gespielt werden, wie die Sängerstimme verfremdet wird und welche Techniken sie ausführen darf, wie raumfüllender Klang interpretiert wird. Selbst ohne jene, die den Stil prägten, haben sich die rudimentären Muster der frühen Jahre irgendwie weitervererbt, was der Interpretation von „Mnemic“ als „Gedächtnis“ durchaus entgegenkommt.

Nur die Gewänder, in denen das Kind gekleidet wird, sind heuer gänzlich andere. Der Vorgänger „Sons Of The System“ verschob die Schwerpunkte ja bereits auf den Groove und nahm damit der Polymetrik das Standbein, aber „Mnemesis“ explodiert nun förmlich in zuckersüßer, reiner Energie.

Produziert ist Album Nummer fünf wie ein kalorienreicher Schokoriegel: Von allem reichlich und noch mehr. Richtiggehend fettleibig kommt die Platte daher, ohne deswegen wirklich träge zu wirken. Im Gegenteil zielt die Intention darauf ab, dass man der Energieentladung quasi live beiwohnen soll. RAUNCHY sind näher denn je, denn die Abkehr vom Detail und die Fokussierung auf den in Breitbild gefilmten Universal-Krawumms (möglichst der gesamten Erdkugel) ist im Wesentlichen eine Vorgehensweise der Popmusik, eine Disziplin, mit der RAUNCHY schon immer kokettierten. Was die dänischen Kollegen auf „A Discord Electric“ für die Zugänglichkeit perfektionierten, stimmen MNEMIC nun auf eine Klientel ab, die ein paar Härtegrade tiefer liegt. „Mnemesis“ basiert immer noch auf wertigen Metal-Riffkanonaden, die aber in einem ungewohnten Staun- und Strahlbombast zersetzt werden und nichts als weißes Licht hinterlassen.

Von organischen und metallischen Effekten, roher Handwerkskunst und Asymmetrien, kurz: vom Reiz der Fehlbarkeit ist „Mnemesis“ Lichtjahre entfernt - und damit auch von allem, was das Debüt ausgezeichnet hat. Nur wenige Elemente setzen sich wirklich fest, etwa die hellen Gitarrenlinien des „Valves“-Refrains oder die zwischenzeitlich auftauchende, kratzende Erzählerstimme, deren Tonlosigkeit einem aus den frühen Morgenstunden bekannt vorkommt, wenn man am Tag zuvor nicht genug getrunken hat. Und natürlich „I’ve Been You“, das vom Scheitel bis zur Sohle als Hymne konzipiert ist. Diese aufdringliche Eingängigkeit mit Rein-Raus-Effekt schmeckt garantiert nicht jedem und schon gar nicht jedem glühenden MNEMIC-Anhänger. Restbestände hin oder her, ansprechende Frickeleien, gerne auch mit reichlich Dissonanzen frei Haus, gehören eigentlich dazu, damit der Langhaltswert nicht schon nach zwei Durchläufen zu kippen droht.

Aber: Die Konsequenz, mit der das Ding durchgezogen wird, kann auch ganz andere Effekte mit sich führen – wenn man sich nämlich anstecken lässt von dem Größenwahn. Dann fließt man in einem Rutsch durch den elfteiligen Mahlstrom, ohne sich mit Sperrigkeiten abärgern zu müssen. Zwischendurch begegnet man ein paar Bang-Your-Head-Momenten, dann ist der Himmel wieder frei und man blickt hinab auf ein gewaltiges Panorama in grellen Farben, die von Soundscapes gemalt werden, denen das Bizarr-Düstere von „Mechanical Spin Phenomena“ gänzlich abgeht. Aber bei dem wunderschönen Anblick verspürt man immerhin permanent den Kitzel des Absprungs, was genug der Spannung sein sollte.

Noch dazu ist Guillaume Bideau endlich in seiner Band angekommen und bietet ein Gesangsrepertoire auf, das man von ihm bei MNEMIC bisher nicht einmal ansatzweise zu hören bekommen hat. In Kombination mit der Positivität kann man sich da auch schnell mal an einen DEVIN TOWNSEND erinnert fühlen, wie er sich seinerzeit auf „Ocean Machine“ und „Accelerated Evolution“ präsentiert hat.

FAZIT: Eines hat Bestand, jetzt und in Zukunft: MNEMIC haben das Wichtigste bereits mit Album Nr. 1 gesagt. Solche Bands gibt’s eben auch. MNEMIC 2.0 stellen mit dem Erbe nun Anderes, je nach Sichtweise vielleicht gar nicht so Dummes an. „Mnemesis“ ist oberflächlicher und gelackter, als es sein müsste, entbehrt dank eines fast schon verschwenderischen Energieausstoßes aber nicht eines gewissen Reizes. Anwendungsempfehlung: Unmittelbar vor einem Fallschirmsprung.

P.S. Die Tracklist der CD unterscheidet sich je nach Veröffentlichungsregion im letzten Track: Während die US-Variante „A Matter Of Choice“ an Bord hat, bekommen die Europäer „Empty Planet“. Die Amerikaner hören viel Gegrowle, ein relativ langes Solo und einen pathetischen Chorus, wir ein von Rhythmusgitarrenseite etwas härteres Stück mit ansonsten sehr ähnlichem Aufbau – ein weiteres Indiz dafür, dass die Songs ebenso dynamisch wie untereinander austauschbar sind.

Sascha Ganser (Info) (Review 9300x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Transcend
  • Valves
  • Junkies On The Storm
  • I've Been You
  • Pattern Platform
  • Mnemesis
  • There's No Tomorrow
  • Haven At The End Of The World
  • Ocean Of Void
  • Blue Desert In A Black Hole
  • A Matter Of Choice (US) / Empty Planet (EU)

Besetzung:

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