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Cult Of Luna: Vertikal (Review)

Artist:

Cult Of Luna

Cult Of Luna: Vertikal
Album:

Vertikal

Medium: CD
Stil:

Postcore

Label: Indie/Edel
Spieldauer: 68:30
Erschienen: 25.01.2013
Website: [Link]

Gut fünf Jahre ist das letzte reguläre Studioalbum von CULT OF LUNA her, 2010 erschien lediglich das musikalische Hörbuch "Eviga Riket". Fünf Jahre, in denen sich die Schweden zurückgezogen und überlegt haben, wie sie weitermachen wollen, wie CULT OF LUNA in Zukunft klingen sollen. Diese Überlegungen wurden von der Band in einem Manifest niedergelegt und das Ergebnis ist nun in Form von "Vertikal" nachzuhören. Der Albumtitel soll in diesem Zusammenhang für die geradlinige, klare, maschinelle und sich wiederholende Monotonie stehen, die musikalisch ausgedrückt werden soll. Zu diesem Zweck hat man sich für die Aufnahmen von "Vertikal" in die Stadt begeben, während "Eternal Kingdom" und "Somewhere Along The Highway" noch in ländlich gelegenen Studios aufgenommen wurden.

Tatsächlich macht man die Veränderungen im Sound dann auch ohne weiteres aus, ohne aber dass CULT OF LUNA nicht mehr wiederzuerkennen wären, im Gegenteil. Die altmodischen Synthesizersounds des Intros "The One" mögen neu und ungewohnt sein, die zerreißende Emotionalität eines Songs wie "I: The Weapon" dagegen ist es nicht. Sie ist unnachahmlich, die Verbindung von zutiefst melancholischen Gitarrenmelodien und unter die Haut gehendem, aggressivem Gebrüll, das sofort einsetzt und den Hörer so überfällt. Die im weiteren Verlauf einsetzenden, sehr kühl gehaltenen Keyboardssounds ergänzen sich hervorragend mit der grundlegenden Musik und erschaffen eine spannende Atmosphäre. Sollte einem das Drumming ungewohnt und ungewöhnlich vorkommen, so könnte das daran liegen, dass die Becken- und Trommelspuren getrennt voneinander eingespielt wurden. Der bzw. die Drummer mussten also einmal ohne Becken spielen, dann noch einmal ohne die eigentlichen Trommeln. Ungewöhnliche Ziele erfordern ungewöhnliche Maßnahmen.

Im Verlauf machen es CULT OF LUNA dem Hörer alles andere als einfach. "Vicarious Redemption" ist ein 19 Minuten langer Brocken, der sich unglaublich langsam und zäh aufbaut und dabei immer größer wird, sein gigantisches Maul immer weiter aufreißt und den Hörer dann in sich aufnimmt und verschlingt. Spätestens ab der zwölften Minute ahnt man, dass man diesem Song nicht mehr entkommen kann. Die spacig wabernden 70er-Synthies im folgenden dreiminütigen "The Sweep" zu hintergründigem Geschrei sind dagegen eine angenehme Erholung. Das einleitende Schrapp-schrapp-schrapp von "Synchronicity" wird schnell von marschartigem Getrommel erweitert und der Song ergeht sich in einer gleichmäßigen Sperrigkeit, so als würde man den Marsch immer wieder kurz unterbrechen und dann weitergehen. Die einsetzenden Keyboards sind erneut von ungewöhnlicher Klangfarbe, nach einem verträglicheren Zwischenpart geht der unbarmherzige Marsch weiter, bis die sieben Minuten vorbei sind und die nächsten neun Minuten von "Mute Departure" einen erwarten.

Es ist ein Kunststück, das die wenigsten Bands beherrschen, eine fast 70-minütige Platte durchgehend hochspannend zu halten und den Hörer komplett zu fesseln und ihn weder loszulassen, noch ihm überhaupt die Chance zu geben, zu entfliehen. CULT OF LUNA verstehen dieses herrlich fiese Handwerk perfekt und zeigen mit "Vertikal", auf welche unterschiedliche Art und Weise sie dazu in der Lage sind. Sie veränderen ihren Sound mit der notwendigen Radikalität und bleiben dabei in der Wirkung, die sie damit entfalten, doch immer sie selbst. Zurück zu "Mute Departure", das recht ruhig beginnt (im Gegensatz zu "Vicarious Redemption" aber von Anfang an lebendiger ist) und immer wieder ausbricht, um dann zu ruhigen Passagen mit Klargesang zurückzukehren. Überflüssig zu erwähnen, dass die Gitarren und auch die Keyboards mit ihren komplett wahnsinnig machenden Melodien hier erneut für einen Gänsehautschauer nach dem anderen sorgen. 45 Sekunden ist der kürzeste Song "Disharmonia" kurz - man beweist durchaus einen subtilen Humor, wenn die Spanne zwischen zwei Songs bei 1086 Sekunden liegt. "In Awe Of" liegt mit knapp zehn Minuten im Normbereich, ist wieder ein härterer Song, der genau 30 Sekunden braucht, um zuzupacken. Die abschließenden sechs Minuten von "Passing Through" haben dann tatsächlich nur noch die Aufgabe, den Hörer langsam und sanft in sein normales Leben zu entlassen, ihn durchatmen zu lassen und zu zeigen, dass es dort, wo es "Vertikal" nach unten geht, meist auch wieder einen Weg nach oben gibt.

FAZIT: "Vertikal" ist kein leicht zu konsumierendes Album, aber waren CULT OF LUNA je leichte Kost? Vielleicht ist es in seiner Ausrichtung ein härterer Brocken, als seine Vorgänger und man braucht tatsächlich eine gewisse Zeit, um in dieses Album hineinzuwachsen. Was dann mit einem passiert, wurde oben zur Genüge beschrieben und so dürfte klar sein, dass die Schweden hier ein definitives Highlight für 2013 abgeliefert haben - das kann man mit Sicherheit sagen.

Andreas Schulz (Info) (Review 8235x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • The One
  • I: The Weapon
  • Vicarious Redemption
  • The Sweep
  • Synchronicity
  • Mute Departure
  • Disharmonia
  • In Awe Of
  • Passing Through

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Sebastian
gepostet am: 25.02.2013

User-Wertung:
14 Punkte

Absolut geiles Album.
Bankjurist
gepostet am: 26.06.2013

User-Wertung:
15 Punkte

Sensationelles Album mit hohem "Kunst-Faktor" (Lang's "Metropolis" war die Inspiration für das Album). Für mich bisher das Album des Jahres 2013, welches ich nun schon fast ein halbes Jahr lang non-stop im Auto auf dem Weg von/zur Arbeit anhöre!
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