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Treehouse Scenery: Cocoon - EP (Review)

Artist:

Treehouse Scenery

Treehouse Scenery: Cocoon - EP
Album:

Cocoon - EP

Medium: CD/Download
Stil:

Kunstvoller Progressive Rock Made In Germany

Label: Eigenvertrieb
Spieldauer: 23:29
Erschienen: 19.12.2013
Website: [Link]

Viel zu oft noch huldigt man dem Propheten im eigenen Land nur selten (Bitte zweimal lesen ;-), während man deutlich intensiver voller Neugier über die Grenzen schielt. Alles, was von dort kommt, muss irgendwie besser sein, weil es eben nicht von hier ist - klingt so einfach und logisch, ist es aber nicht! Leider gilt das natürlich auch für die progressive Rockmusik, in der wir immer mit großen Namen um uns hauen, die aus England (PORCUPINE TREE) oder Amerika (SPOCKS BEARD) oder Schweden (FLOWER KINGS) oder Polen (RIVERSIDE) kommen. Oft vergessen wir dabei solch faszinierenden deutschen Eigengewächse aus dem Osten (TOXIC SMILE, SEVEN STEPS TO THE GREEN DOOR, STERN-COMBO MEISSEN) oder Westen (SUBSIGNAL, RPWL, TRAUMHAUS), die, aus welchem Grunde auch immer, mehr im Schatten als im Licht stehen, selbst wenn ein so rühriges Label wie Progressive Promotion Records versucht, gerade „unsere Bands“ stärker leuchten zu lassen. Hört man sich die EP „Cocoon“ von TREEHOUSE SCENERY an, die momentan ausschließlich im Eigenvertrieb verkauft oder als digitaler Download zur Verfügung gestellt wird, dann wäre es wirklich wieder höchste Zeit, den Blick nach innen statt außen zu richten!

Begeben wir uns also in das Baumhaus, um der musikalischen Zeremonie zu folgen, deren Zeremonienmeister PHILIPP NESPITAL - auch bekannt durch sein solistisches Prog-Projekt SMALLTAPE - heißt und seinen Platz hinter dem Schlagzeug sowie dem Mikro eingenommen hat.

Überhaupt ist das Mikro ein sehr begehrter Ort im Baumhaus, denn das gesamte Quartett lässt sich absolut gekonnt dahinter nieder. Noch besser ist, dass in diesem Falle neben drei männlichen Vokalisten auch eine weibliche Stimme für besondere Impulse in der TREEHOUSE SCENERY-Musik sorgt, was wir gleich beim ersten Song „Snowflake“ bewundern können. Denn diese Schneeflocke schwebt anfangs ruhig und gelassen zu Boden, so als würden die hoffentlich noch nicht vergessenen Art-Folk-Pop-Rocker der 70er, RENAISSANCE, sich ein neues Stelldichein geben. Doch es täuscht, wenn man glaubt, dass auf „Cocoon“ ausschließlich dem Art-Pop oder Neo-Prog gehuldigt wird, denn immer wieder blinzeln aus dem Baumhaus-Fenster progmetallische Momente, welche die vielfarbigen Musikblätter gehörig in Wallung bringen - dann wieder lachen uns wundervolle Satzgesänge an, die wir so von den großen YES oder den deutlich kleineren MOON SAFARI kennen. Sogar eine wie von DAVID GILMOUR gespielte Gitarre dürfen wir auf „Cracking Skies“ bewundern oder klassische Piano-Einsätze, die ebenfalls in den 70ern verortet sind, als der bunte Brillen-Vogel ELTON JOHN noch für jede Menge Aufsehen sorgte, während sich Andere aus Angst, als schwul abgestempelt zu werden, seiner Musik nur noch den Rücken zukehrten. Das waren schon verrückte Zeiten - so verrückt, dass sie sich aus dem von TREEHOUSE SCENERY gesponnenen Kokon immer mehr befreien.

Ähnlich wie bei besagtem Lady-Di-Song-Betrüger (Immerhin war „Candle In The Wind“ ja für MARILYN MONROE geschrieben und beim Tod von Lady Di einfach wieder hervorgekramt worden!), der aber ein hervorragendes Gespür für Ohrwurm-Melodien hatte, verhält es sich auch bei der Musik von „Cocoon“. Melodien, die das Zeug zum Evergreen im Pop hätten, treffen, um eben nicht als Pop-Musik degradiert zu werden, auf progressive Rhythmen und metallische Impulse sowie Satzgesänge, die über jeden Verdacht erhaben sind. Besonders großartig ist auch die Idee, sich im letzten Titel „Just In Time“ mit ein paar Erinnerungen an einen Filmklassiker zu verabschieden, dem QUEEN die filmmusikalische Grundierung verlieh: „Flash Gordon“.

Schwer beeindruckend ist auch die kristallklare Produktion von „Cocoon“, wofür es einen sehr plausiblen Grund gibt. Die vier Musiker haben nicht nur ihre großartigen Stimmen gemein, sondern sie sind allesamt auch Toningenieure der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ in Potsdam. Und mit „Cocoon“ liefern sie diesbezüglich ihr klingendes Meisterwerk ab.

FAZIT: Schade, dass TREEHOUSE SCENERY bisher nur auf eine EP zurückblicken und noch kein komplettes Studio-Album vorlegen können. Das Zeug dazu hätten sie nach „Cocoon“ auf jeden Fall, denn auf dieser EP passiert deutlich mehr als auf einigen Prog-Alben, die zwar lange laufen, aber ideenarm verrauschen. Ähnlich beeindruckend wie die Musik auf „Cocoon“ war für mich in der jüngeren Vergangenheit nur der progressive Rock von BEARDFISH, der ebenso geschickt 60er/70er-Jahre Pop mit durchaus auch härterem Prog-Rock kombiniert und von hervorragendem Gesang lebt.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 8712x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Snowflake
  • Collision
  • Cracking Skies
  • Just In Time

Besetzung:

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