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Svavar Knutur: Brot (Review)

Artist:

Svavar Knutur

Svavar Knutur: Brot
Album:

Brot

Medium: CD/LP+CD/Download
Stil:

Singer/Songwriter mitten aus Island

Label: Nordic Notes
Spieldauer: 45:55
Erschienen: 23.10.2015
Website: [Link]

Wer kennt es nicht, dieses schreckliche und zugleich so offenherzig ehrliche Sprichwort: „Wessen Brot ich fress‘, dessen Lied ich sing!“?
Sofort kommen, zumindest beim Kritiker dieser Zeilen, solche oder ähnliche Erinnerungen auf, wenn er den Titel des neusten Albums von SVAVAR KNÚTUR liest: „Brot“.
Komisch, oder?

Wer weiß welche Lebensmittel noch so alle auftauchen, wenn erst einmal die Dreiviertelstunde Musik vorbei ist.
Nicht ein einziges!
Und auch das „Brot“ entpuppt sich nicht etwa als die für uns Deutsche gänzlich unverzichtbare Backware, egal ob Voll-, Halb- oder Gen-Korn, sondern als ein isländisches Wort, das übersetzt „Zerbrechen“ heißt. Zerbrechlich klingt auch das gesamte Album des isländischen Barden, der dabei nicht nur einmal auf seine isländische Muttersprache zurückgreift, sondern eine ausgeglichene 5er-Kombination aus Isländisch und Englisch wählt.
Alle Texte können auch in dem hübschen, aber der Musik entsprechend zugleich einfach gestalteten Digi-Pack nachgelesen werden. Zu den isländischen Songs hätte man sich gern noch eine Übersetzung gewünscht, denn bekanntlich sind alle Knútur-Texte sehr aussagekräftig und poetisch, wobei sie oft auch ihren Sinn für tiefgründigen Humor aufblitzen lassen.
In „Brot“ geht es beispielsweise um den isländischen Songwriter, der mit seinem Boot unterwegs ist - genauso wie auf dem Cover dargestellt - und trotz aller Unbilden der Natur, also Stürme, hohe Wellen usw., immer wieder sicher an Land zurückkehrt, um erneut seine Segel zu setzen. Wenn du nicht zerbrichst, gewinnst du an Stärke. So gesehen frisst Knútur kein Brot eines Anderen, sondern singt seine eigenen, ganz persönlichen Lieder, weil sie ihn mehr am Leben halten als jeder noch so fein gebackene, lecker duftende Laib Brot.

Wie selbstverständlich erhält er dabei jede Menge Unterstützung von anderen Musikern, die ihre Beiträge an verschiedenen Instrumenten, egal ob Streicher oder Bläser, aber auch Harfen, Glockenspiele, Orgeln, E- und Akustik-Gitarren sowie Bässe und Ukulelen usw. usf., leisten. Alles schön auf die einzelnen Songs verteilt, sodass nie der Eindruck aufkommt, dieser außergewöhnliche Songwriter würde mit überflüssigem Klang-Bombast seine Songs aufblähen wollen. Sogar ein Chor taucht in „Wanderlust“ auf, der aber nur dazu beiträgt, dass sich dieses ganz einfache, akustisch beginnende Lied zu einer himmlischen Hymne entwickelt.
Ähnlich verhält sich mit „Girl Of Vancouver“, das als ein akustisches Stück Frohsinn beginnt und sich in eine wahre Bläser-Orgie ausweitet.

SVAVAR KNÚTUR verfolgt in seinen oft ruhig-melancholischen Songs eine interessante Dynamik, die er nach und nach bis zum Ende hin aufbaut, ohne wie bei einem Post-Rock-Titel einen klangvollen Wall aufzutürmen, sondern der Reiz geht von den vielen zusätzlich hingetupften Klangfarben, die sich nach und nach vermehren, aus.

Besonders schön ist auch, dass mehrere Titel als Duette mit weiblicher, aber auch männlicher zweiter Stimme auf „Brot“ daherkommen. Seine wohl bekannteste Duett-Partnerin ist hierbei auf „The Curtain“ garantiert MARKETA IRGLOVÁ, welche die weibliche Hauptrolle in „Once“ innehatte und schon dort durch ihren wunderschönen Gesang gemeinsam mit GLEN HANSARD überzeugte.

Im das Album abschließenden knapp acht Minuten langen, geradezu epischen „Slow Dance“ tauchen dann doch tatsächlich (Hier ist er wieder, dieser hintergründige Knútur-Humor, denn durchgängig langsam tanzen kann man gerade nach diesem Titel wirklich nicht!) die rockigsten Momente auf, die einen wie ein Vorschlaghammer ganz plötzlich erwischen, um dann ihre letzte Botschaft nach außen zu tragen: „Come into the light / Welcome home.“ Untermalt wird das auch noch mit großem Orchester und Chor - Knúturs Opus Magnum an‘s Licht, die Freundschaft und die Liebe: „Our embrace / Like a slow dance / Moving with unyielding force.“ (Unsere Umarmung ist wie ein langsamer Tanz, der sich mit unnachgiebiger Kraft bewegt.) Die Musik dazu umarmt sofort auch den Hörer.
Nur es besteht die Gefahr, dass diese Umarmung uns nie wieder loslässt!

FAZIT: Da der Rolling Stone, der ebenfalls SVAVAR KNÚTUR bereits für sich entdeckte, es ja wissen muss, will ich es hier nur noch einmal bestätigen: „Mr. Knútur ist ein außergewöhnliches Musiktalent!“ Oder besser: „Wessen ‚Brot‘ ich hör‘, dessen CD ich lieb‘!“

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4338x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
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Tracklist:
  • Brot
  • The Curtain
  • Girl From Vancouver
  • Ástarsaga Úr Fjöllunum
  • Bátur Bidur
  • Wanderlust
  • Little Things
  • Pokan
  • Úlfar
  • Slow Dance

Besetzung:

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