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Depression: Die Dunkle Dimension (Review)

Artist:

Depression

Depression: Die Dunkle Dimension
Album:

Die Dunkle Dimension

Medium: CD/LP/MC
Stil:

Groovy Death Grind

Label: Splatter Zombie Records
Spieldauer: 47:00
Erschienen: 15.10.2015
Website: [Link]

Vor einem Vierteljahrhundert waren Nuclear-Blast-Kataloge dünner und blass um die Nase (also noch schwarz-weiß gehalten). In den Inhaltsangaben zu Tonträgern war von blutigem Gehacktem, Eiter und Gedärm die Rede, und dem Verfasser dieser Zeilen wurde schlecht, als ihm DEPRESSION-Basser Marc die erste EP von Pungent Stench vorspielte. Seitdem sind ganze 25 Jahre mit jeder Menge Groovy Death Grind ins Land gezogen, die Sauerländer Kult-Combo feiert ihr Jubiläum mit einem neuen Album und packt die Debut-EP "Ein Hauch von Moder" als Neuaufnahme obendrauf.

Es ist schon spannend, wie unterschiedlich die Wege im weiten Rund des manchmal kunterbunten Metal-Universums verlaufen können: Auch die Apo-Reiter holten bekanntlich einst den Knüppel aus dem Sack, wenngleich schon das "Firestorm" Demo anno 1996 den Mut zu (für jene Zeit verhältnismäßig gewagten) Experimenten spiegelte. Damals nahmen DEPRESSION mit "Ein Hauch von Moder" gerade ihre erste EP auf, der bis heute zahlreiche kultige Tonträger folgen sollten. Die Thüringer haben derweil die Vermählung von Metal und Schlager mitzuverantworten, die Sauerländer hingegen etliche lebensverlängernde Maßnahmen am offenen Torso des Death/Grind, den auch heute noch ein Moderhauch umgibt – Leichenduft ist hält sich in nebelklammen Tälern rund um Lüdenscheid offenbar hartnäckig.
Nach einem sphärischen Intro lassen es Kai, Marc und Ron mit "False Apologies" das erste Mal ordentlich krachen, bevor sie nach anderthalb Minuten in einen für sie typischen Schweine-Groove münden. Das folgende "Smiling While We Die" offenbart die Professionalisierung auf allen Ebenen: die Grunts sind von Gift und Galle umgeben und dennoch verständlich, die Gitarre fräst wie eine Knochensäge durchs knackige Gebein, das Schlagzeug tönt so druckvoll wie ranzig. Stumpf ist Trumpf, doch eine gewisse Finesse lässt sich dem Trio ebenso wenig absprechen wie Abwechslungsreichtum innerhalb der selbst gewählten Grenzen. "Denied Salvation" erinnert mit seiner schwedischen Grundausrichtung an das geniale Hetsheads-Demo und lässt sogar etwas Melodie aufblitzen, während "Memorialized" im direkten Anschluss das Tempo anzieht und den Bogen weit zurück in die (Jugend-) Tage von Gods of Grind – dem von Kai betriebenen DEPRESSION-Vorgängerprojekt – spannt. Die Durchschlagskraft ist enorm. Das gilt auch für das Disrupt-Cover "A Life's A Life", bei welchem Kai mit schriller Kehle die düsteren Auswürfe von Ron konterkariert. Ob "Hunger" auf ausdrücklichen Wunsch von Splatter Zombie Records vertont wurde, ist nicht bekannt, der Verdacht liegt textlich und akustisch jedenfalls nahe. Die erneute Vertonung von "Depression" entpuppt sich diesmal nicht als offensichtlicher Kniefall vor Quorthon, verbindet dennoch dunklen Death Metal vor einem tiefroten Horizont mit phantastisch-epischer Soundtrack-Musik. Die ersten 25 Jahre werden abschließend in Form einer Hörbuch-Sequenz von Nico Steckelberg (Elane, Der Hörspiegel) reflektiert, der zahlreiche der stets deutschen Titel der Diskographie aufgreift und hinter all dem finsteren Schaffen einen größeren Zusammenhang andeutet – eigenwillig und gelungen.
Eine Neuaufnahme der ersten EP gibt es wie gesagt zu alledem noch dazu, DEPRESSION haben sich für dieses Album also wahrlich nicht lumpen lassen und verpassen einigen Klassikern noch eine vehemente Frischzellenkur. Wenn "Infection" live so abartig ins Publikum geschreddert wird, dürfte im Moshpit die Luzi abgehen...

Es spricht für die Hingabe aller Beteiligten, dass "Die Dunkle Dimension" binnen dreier Tage im Hochsommer 2015 im Kalthallen Studio von Skaldir (u.a. Elane, Hel [r.i.p.], Ash Of Ashes [sein neues Viking Metal Projekt]) eingespielt wurde und mit ganz viel Schmackes aus den Boxen dröhnt. Die fette Produktion ist dem Trio auf den Wanst geschneidert, tönt auf nahezu dreiste Weise druckvoll, ungewaschen und dreitagebärtig. Der Bass knarzt, die Gitarre schreddert, die Grunts schmettern "fick dich, du dummer Bastard" mit variierendem Wortlaut. Das klingt mitunter sogar fast humorvoll: "What's wrong with your head? You're as smart as toasted bread!" ("Blame It On Yourself")

FAZIT: Als einer der ersten Spötter, der DEPRESSION prophezeite, dass sie mit ihrem uninspirierten Gepolter nicht weit kommen, ist es wohl an der Zeit, dass ich klipp und klar feststelle, dass ich da mal wieder der Dümmsten einer war. Das Trio hat zweifelsohne längst seinen ureigenen Sound gefunden und stetig stumpf "weiterentwickelt" (es ist immer noch kein Prog Death, keine Bange), so dass ein Schädelspalter wie "Twisted Thoughts Of Yesterday" wirklich nur von einer einzigen Band auf diesem vom Menschen abgefuckten Planeten mit eben diesem eigenen Sound runter geschrubbt wird. Zudem ist es bemerkenswert, wie DEPRESSION ihre eigene Tradition definieren und z.B. das gleichnamige Stück aufs Neue interpretieren und dem ranzigen Kadaver immer wieder aufs Neue Leben einhauchen. Aus dem NRWDM sind die (derweil mittelalten) Jungs ohnehin nicht mehr wegzudenken und mit "Die Dunkle Dimension" lassen sie keinen Zweifel daran, dass der Kult-Status bretthart verdient ist. Was wohl heute im Nuclear-Blast-Katalog in der Artikel-Beschreibung stünde...?

Thor Joakimsson (Info) (Review 4680x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • The Dark Dimension
  • False Apologies
  • Smiling While We Die
  • Working In The Coal-mine Pt.1
  • Shred
  • Denied Salvation
  • Memorialized
  • Working In The Coal-mine Pt.2
  • Blame It On Yourself
  • A Life’s A Life (DISRUPT)
  • Working In The Coal-mine Pt.3
  • Hunger
  • Twisted Thoughts Of Yesterday
  • Working In The Coal-mine Pt.4
  • Cleansed By Fire
  • No Respect
  • Working In The Coal-mine Pt.5
  • Depression
  • Die Dunkle Dimension
  • Flesh Of Mine
  • Infection
  • Dogmatize (BLOOD)
  • Amputations For My Rations
  • Desperation Of My Soul
  • Greet The Corpses

Besetzung:

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