Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

M.O.L.PRO.JECT.: The Flyer (Review)

Artist:

M.O.L.PRO.JECT.

M.O.L.PRO.JECT.: The Flyer
Album:

The Flyer

Medium: CD/Download
Stil:

Pop und Rock sowie etwas Gothic und Härte

Label: WinterZeit / Soulfood
Spieldauer: 59:54
Erschienen: 15.07.2016
Website: [Link]

Auch wenn ich weiß, dass mein Kollege Schiffmann dieses Album überhaupt nicht mag, stelle ich - das musikalisch eher in Richtung Weichei neigende Kritiker-Seelchen - fest, dass mich das M.O.L.PRO.JECT. nicht nur seiner hervorragenden Booklet-Gestaltung wegen anspricht, sondern ich auch mit der Musik wohl deutlich mehr anfangen kann, als „Hard Rock“-Experte Schiffmann. Aber trotzdem komme ich am Ende in meinem Fazit auch zu keinem besseren Ergebnis als mein Kollege, wofür es eindeutige Gründe gibt.

The Flyer“ ist garantiert kein Ausnahme-Album geworden, welches aus den Mainstream-Veröffentlichungen der letzten Monate hervorsticht, doch es versucht völlig vergeblich, sich sehr bequem, manchmal sogar übertrieben bieder, zwischen alltäglicher Musikbeschallung, etwas Gothic und mit E-Gitarren-Hilfe in einer etwas härteren Spielart einzurichten, die allerdings nur anfangs Neugier weckt und durchaus ein paar akzeptable Seiten hat. Vorausgesetzt natürlich, alle Akteure haben‘s wirklich drauf. Doch diese Voraussetzung wird auf „The Flyer“ nicht erfüllt!

So gesehen ist „The Flyer“ der Versuch, 80er-Jahre-Pop mit ein paar rockigen Elementen anzureichern und leider auch mit männlichem Gesang anzutreten, der auf einer Skala von 1 bis 10 sehr weit unten angesiedelt ist und keinesfalls einen Mittelwert erreichen kann, selbst wenn oftmals der verzweifelte Versuch erkennbar ist, ein wenig wie die SIMPLE MINDS zu klingen. Noch schlimmer wird es, wenn dann die weiblichen Chor- oder Background-Gesänge den endgültigen Beweis erbringen, dass „The Flyer“ doch besser ein Instrumental-Album hätte werden sollen. Aber auch das würde dann im Plastik-Pop-Himmel höchstens zu einer kurzen, sich schnell auflösenden Quellwolke genügen.

Nehmen wir einfach einmal „Child Of Everdream“, einen Song in genau diesem Pop-Stil, der zugleich als erstes Video zum Album ausgekoppelt wurde und wirklich kaum etwas zu bieten hat, was einem die Musik des M.O.L.PRO.JECT. näher als bis Richtung Ohrmuschel zu bringen vermag. Hirn und Herz erreicht dieses poppige Rockmusikstück mit wohl herzergreifend angedachtem Text („Like lamb to slaughter / Child of everdream“) allerdings nicht.

Hinter dem M.O.L.PRO.JECT. verbirgt sich der 42jährige Autor und Skriptschreiber MARKUS WINTER, der seit 2006 hauptberuflich über sein eigenes Label WinterZeit Hörspiele schreibt, produziert und vertreibt. Das tut er sehr erfolgreich. Auch als Musiker versuchte er sich zum wiederholten Male, bei weitem deutlich erfolgloser, was wirklich kein Wunder ist. Seine Band CRY brachte es zwar in den 90er-Jahren zu einem Support von CLOUSEAU (Na, wer kennt diese kurzlebige Pop-Band heutzutage eigentlich noch?), löste sich dann aber ganz schnell wieder auf. Als nächstes versuchte er ab 2001 seine Musikaffinität mit HERTzTON auszuleben, die ein bisschen Gothic mit deutschen Texten verband, zwei unbeachtete Alben veröffentlichte und 2006 wieder in der Versenkung verschwand.
Gleiches prognostiziere ich einfach mal auch für das M.O.L.PRO.JECT.

Die einzigen Stärken dieses an Schwächen reichen Albums liegen in den ausgiebigen E-Gitarren-Soli und in der hervorragenden Gestaltung des schönen Booklets. Ansonsten wird das M.O.L.PRO.JECT. schneller in Vergessenheit geraten, als es ihm lieb sein wird. Denn Qualität in der Musik definiert sich eben doch über Können und gute Kompositionen, aber nicht über einen guten Willen, der letzten Endes wenig überzeugend in die musikalische Tat umgesetzt wird.
So hat Kollege Schiffmann am Ende doch recht, wenn er feststellt: „Schuster bleib bei deinen Leisten!“ und MARKUS WINTER konzentriere dich mehr auf deine Arbeit als Autor und Skriptschreiber sowie die Veröffentlichungen von Audiobooks.

Und selbst die Widmung im Booklet des Albums zum Bonus Track „Traces“ aus Anlass des belgischen Bomben-Attentats kommt irgendwie richtig doof rüber, wenn man bedenkt, dass gerade ein fanatisierter Terrorist mit seinem LKW in Nizza über 80 Menschen im grausamen Terror-Wahn überrollte: „Ich widme diesen Song allen Terror-Opfern überall auf dieser Welt!“
Geholfen ist ihnen mit diesem Song und der Widmung garantiert nicht!
Ein gehöriger Tritt in die Ärsche der großes Bedauern heuchelnden Politiker, die mit Waffenexporten riesige Gewinne erzielen und statt auf Diplomatie lieber auf taktische Kriegsführung setzen, wäre da schon deutlich sinnvoller!

FAZIT: „The Flyer“ hat nicht im entferntesten etwas mit dem großartigen Jazz von DIETHELM & FALUMARY zu tun, die ihr 83er-Album den gleichen Titel verliehen, sondern ist ein schlecht eingesungenes Pop-Trauerspiel aus Deutschland mit dem Namen M.O.L.PRO.JECT.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 4926x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 4 von 15 Punkten [?]
4 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • The Flyer
  • Child Of Everdream
  • Lonely As Hell
  • That Much Is True
  • 4th Of July
  • Set Me Free
  • Run To The Shadows
  • Coming Home
  • Bleeding Heart
  • On The Run
  • Princess Of The Night
  • Gasoline
  • A Million Days
  • Take It Slow
  • Traces (CD Bonus Track)

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
Robb
gepostet am: 17.07.2016

Hab mir grad mal "Child of Everdream" reingezogen. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich dem männlichen Gesang durchaus etwas abgewinnen kann, zumindest ist er nicht alltäglich. Ansonsten regiert das pure Grauen. Der Song ist unerträglich aufdringlich. Mit Kulleraugen bettelt er um meine Sympathie, mit der Brechstange will er sich in meinem Gehörgang festsetzen. Funktioniert nicht. Zuviel Zwang. Keine Kreativität, kein Risiko. Musik, die weltbewegend sein will, und dabei doch so belanglos ist.
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Wieviele Monate hat das Jahr?

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!