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Glen Hansard: All That Was East Is West Of Me Now (Review)

Artist:

Glen Hansard

Glen Hansard: All That Was East Is West Of Me Now
Album:

All That Was East Is West Of Me Now

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Folkrock, Singer-Songwriter, Pop, Blues-Rock, Irish-Folk

Label: ANTI- Records
Spieldauer: 42:25
Erschienen: 20.10.2023
Website: [Link]

Er hat als junger Straßenmusiker in Dublin begonnen, er hat später im preisgekrönten Film "Once" mit großem Erfolg einen Dubliner Straßenmusiker gespielt. Und bis heute denkt man, wenn man die (längst perfekt produzierten und oft opulent arrangierten) Lieder von GLEN HANSARD hört: Ja, diese folkigen Melodien könnte er immer noch mutterseelenallein mit seiner Gitarre und der tollen Stimme an irgendeiner Hausecke der irischen oder jeder anderen Metropole spielen, die so etwas noch zulässt (denn leider gibt es ja mittlerweile massenhaft Einschränkungen wegen "Bettelei" oder anderer fadenscheiniger Beweggründe, um die Stadtzentren "sauber" zu halten).

Damit zum neuen Album "All That Was East Is West Of Me Now" von GLEN HANSARD, das angesichts der rund 20 Beteiligten den Eindruck von "Straßenmusik" kaum noch aufkommen lässt. Es ist eine wiederum sehr edle, aber auch etwas zu routinierte und behagliche Song-Sammlung geworden - und diese (nicht nur an dieser Stelle) leicht ernüchterte Bewertung seiner fünften Platte als Solokünstler könnte dem Iren einen Fingerzeig geben, es doch mal wieder mit einem bis auf die Knochen reduzierten Gitarre-und-Gesang-Album zu versuchen.

"Alles was einst vor mir lag, liegt jetzt hinter mir" - so darf man den langen Albumtitel wohl frei übersetzen. Der 53-jährige Singer-Songwriter macht sich also Gedanken übers Altern, im Bewusstsein, dass auf einer Zeitachse der größere Teil seines Lebens bereits hinter ihm liegt. Ein für Künstler der mittleren Altersgruppe oft relevantes, im besten Fall ergiebiges Thema - und auch GLEN HANSARD hat daraus natürlich mindestens solide, teilweise sogar sehr gute Lieder geschöpft.

So ist etwa "There's No Mountain" eine für diesen Sänger und Gitarristen ganz typische Ermutigungs-Hymne, mit den Worten "There's no mountain great or small that You can't climb". Das anschließende, von Streichern und knarrendem Standbass verzierte "Sure As The Rain" kann zu Tränen rühren - es ist sicher eines der bewegendsten Liedern von GLEN HANSARD seit seinem Oscar-Hit "Falling Slowly" aus dem Musikfilm "Once" (2006), in dem der damals noch recht unbekannte Frontmann der irischen Kultband The Frames die Hauptrolle spielte.

Seither hat dieser freundliche, zum Sentimentalen neigende Mann eine erfolgreiche, wenn auch nicht durch die Decke gehende Solokarriere hingelegt. Jedes einzelne seiner zwischen Folk, Rock, Blues und Celtic Soul pendelnden Alben seit dem Debüt "Rhythm And Repose" (2012) lohnt das intensive Zuhören. Auch "All That Was East Is West Of Me Now" reiht sich in diesen qualitätsvollen Katalog ein, ohne freilich neues Terrain zu erobern. Ist zwar nicht zwingend notwendig angesichts der beruhigenden Reife der Songschreiber-Kunst von GLEN HANSARD, aber (siehe oben) auch ein bisschen zu sehr musikalisches "Malen nach Zahlen".

Der Ire hat die acht neuen Songs in einem interessanten Verfahren entwickelt: In einem Pub am Fluss Liffey in Dublin spielte er "an fünf Dienstagen im November" vor einem sehr diskreten Publikum (nur Stammgäste und etwas Mundpropaganda) die Lieder, bis jeder Ton am richtigen Platz saß, erzählte GLEN HANSARD kürzlich dem "Rolling Stone". Der letzte Dienstagstermin sei "wie ein Fest" gewesen, "weil die Songs ihre Füße gefunden hatten. Sie brauchten einfach Zeugenschaft." Vom Ansatz her also nicht Straßen-, aber doch Kneipenmusik - nur hört man davon in der vollfetten Produktion von David Odlum (The Frames, Tinariwen, Sam Smith) nicht mehr allzu viel. Im klassischen Folkrock-Sinne schön ist die Platte gleichwohl trotzdem.

FAZIT: "All That Was East Is West Of Me Now" von GLEN HANSARD ist ein Album, das keinen Trends hinterherläuft, das grundsolide auf festem Singer-Songwriter-Boden ruht und verdammt edel klingt. Aber die acht Lieder sind etwas zu vorhersehbar bei Melodien und Arrangements. Nach diesem Werk - stilistisch irgendwo zwischen den Säulenheiligen des Iren, also Van Morrison, Leonard Cohen und Bob Dylan - können wir davon ausgehen, dass GLEN HANSARD im "Osten" seines Lebens noch einiges zu erzählen hat. Vielleicht tut er dies demnächst ja zur Abwechslung mal wieder näher bei seinen Straßenmusiker-Wurzeln.

Werner Herpell (Info) (Review 1339x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A:
  • The Feast Of St. John
  • Down On Our Knees
  • There's No Mountain
  • Sure As The Rain
  • Seite B:
  • Between Us There Is Music
  • Ghost
  • Bearing Witness
  • Short Life

Besetzung:

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