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Kraan: Zoup – Vinyl-Ausgabe (Review)

Artist:

Kraan

Kraan: Zoup – Vinyl-Ausgabe
Album:

Zoup – Vinyl-Ausgabe

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Kraut- und Jazz-Rock

Label: 36music/Bassball Recordings
Spieldauer: 39:08
Erschienen: 19.01.2024
Website: [Link]

„Zur Erklärung des etwas kryptischen Albumtitels meint Hattler: Eine 'Zoup' ist nicht nur eine falsch geschriebene 'Suppe'. Es könnte auch ein Gebräu sein, in das eine Menge an Einflüssen hineingeschüttet wird. Insofern passt die Bezeichnung prima zum KRAAN-Sound von heute. Wir wollten ja schon immer weg von den Definitionen Kraut- und Jazzrock.“ (Hellmut Hattler)

Die Suppe ist angerichtet, die Musik-Köche schwingen als KRAAN den progressiv-jazz-krautigen Kochlöffel und die Hörer müssen nicht etwa die „Zoup“ auslöffeln, sondern dürfen jedes einzeln vor ihren Lautsprechern eingenommene Löffelchen genießen. Das liegt natürlich daran, dass hier nicht nur alte Köche, sondern vielmehr alte kampferprobte Hasen genau das zum klingen bringen, was sie schon vor über einem halben Jahrhundert ausmachte, auch wenn diese „Zoup“ mehr vom größtenteils harmonischen Instrumentalklang als komplexen Jazz-Kräutern lebt, so ist „Zoup“ für alle Musikfreunde, die auch heutzutage aus Verzweiflung das Radio auslassen und stattdessen ihren Plattenspieler in Stellung bringen, gleichermaßen als ohr-schmackhafte Vorspeise, Hauptgang und Nachspeise zu genießen.
Und schon der Album-Opener, der dem Album zugleich seinen Namen verlieh und mit gut 7 Minuten auch das längste „Zoup“-Stück ist, besitzt einen schweren Groove plus ein Bass-Intro und alles, was einen KRAAN-Titel auszeichnet, sodass man herrlich auf alles Weitere hinter „Zoup“ eingestimmt wird. Allerdings gilt auch, dass mit dieser Eröffnung in gewisser Weise auch das Highlight am LP-Anfang liegt.

Auch diese „Zoup“ lebt in erster Linie von dem extrem fetten und bei KRAAN längst herrlich gewohnten Bass-Spiel eines Hellmut Hattler, welches besonders durch die hervorragende Vinyl-Produktion großartig zur Geltung kommt.
Nebensächlich ist dagegen der Gesang, denn auf den kommt's und kam's bei KRAAN nie wirklich an, was auch anno 2024 und in diesem Falle für die beiden Songs „Rainy May“ und „Twisted“ gilt. Auch diese beiden kurzen Stücke haben echt instrumentalen Wumms, wobei die Stimme einfach einen zwar angenehmen zusätzlichen Ton vermittelt, aber nicht im entferntesten die Hauptrolle spielt.

Komischerweise fällt einem als Charakteristik dieses Albums sofort das Adjektiv 'souverän' ein. Denn auf „Zoup“ gehen die drei alten KRAAN-Hasen dermaßen souverän und professionell zur Sache, dass man sofort hört: „Aha, na klar doch, das sind ja KRAAN! Und die klingen richtig gut und professionell – wie immer und wie seit bereits einem halben Jahrhundert!“ Ganz ähnlich ging es einem bereits beim vor vier Jahren erschienenen Vorgänger „Sandglass“.

Darum darf an dieser Stelle auch gerne noch einmal daran erinnert werden, dass Mitte der 70er-Jahre (nicht nur in Deutschland) KRAAN (im positiven Sinne) 'Der ganz heiße Scheiß' – also in der Kraut- und Jazz-Rock-Szene extrem angesagt – waren und zugleich Hauptact beim 'German Rock Oster Festival', bei dem auch ihr Live-Doppel-Album am 29. März 1975 mitgeschnitten wurde. Die Jungs begeisterten damals beispielsweise neben den ebenfalls noch aktiven GURU GURU oder AMON DÜÜL II, HOELDERLIN, ATLANTIS und KARTHAGO das Publikum. Es war eben die absolut Crème de la Crème der damaligen deutschen (Kraut-)Rock-Szene. Aus heutiger Sicht unvorstellbar und nicht nachvollziehbar, was eindeutig nicht an diesem großartig aufspielenden deutschen Kraut-Jazz-Rock-Trio liegt, sondern der unsäglichen Entwicklung unserer öffentlich-rechtlichen deutschen Musik- und Fernseh-Landschaft, die größtenteils auf einen völlig verpeilten Schlager- und Pop-Geist im 3-Minuten-Format als auf eine Vergangenheit setzt, in der Rock noch deutlich mehr und besser war als dieser größtenteils digitale Retorten-Müll der Gegenwart. Shame on you!

Darum bringen wir es mit den hoffnungsvollen Hattler-Worten abschließend auf den zugespitzten Punkt: „Schon witzig, dass es uns nach über 50 Jahren On-Off-Beziehung immer wieder zusammentreibt, um etwas zustande zu bringen, was mit anderen Konstellationen einfach nicht zu schaffen ist. Und das spüren unsere treuen Fans auch – und geben uns so viel an Zustimmung und Kraft zurück! Wir planten zwar nie, wie es mit KRAAN weitergeht, auch nicht, ob 'Zoup' nicht mal wieder die letzte Produktion von uns sein könnte. Sollte dies aber unser ultimatives Album sein, muss es wie eine Ausnahme klingen, so gut wie nur irgend möglich – und das könnte echt geklappt haben!“

Auf der CD-Ausgabe von „Zoup“ findet man übrigens gut 13 Minuten und genau drei Stücke mehr als auf der acht Titel umfassenden LP, die sich zudem durch das herrlich bunte LP-Cover, das nur in dieser Größe seine wahre Schönheit entfaltet, auszeichnet.

FAZIT: Wer das letzte, auch schon wieder 4 Jahre zurückliegende KRAAN-Album „Sandglass“ mochte, der wird auch „Zoup“ in sein kräutrig-jazz-rockiges Herzchen schließen und sich wahrscheinlich auch über den deutlich stärkeren Anteil der harmonischen Klanggefilde und eine herrliche Vinyl-Produktion, die mal wieder den Hattler-Bass maßgeblich hervorhebt, erfreuen. Egal wie alt dieses Herren-Trio auch seien mag, in ihnen lebt und klingt auch nach einem halben Jahrhundert noch immer die Kraut-Jazz-Rock-Historie, über der alle KRAANiche schweben, durch, dass es eine wahre Freude ist. Im Grunde nur echt auf Vinyl – doch dann muss man leider auf drei Stücke verzichten, die der CD-Version als Bonus beigefügt sind.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1930x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (19:58):
  • Zoup (7:15)
  • Rainy May (3:35)
  • Überstürzter Aufbruch (4:48)
  • Weit und Breit (4:20)
  • Seite B (19:10):
  • Twisted (4:57)
  • Norwegen Dia (5:05)
  • A Skyful Of Veils (4:28)
  • Plain Vanilla (4:40)

Besetzung:

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