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Brian Protheroe: Pinball (1974) - 'Chrysalis Red Series' (Review)
| Artist: | Brian Protheroe |
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| Album: | Pinball (1974) - 'Chrysalis Red Series' |
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| Medium: | CD/LP/Download | |
| Stil: | Singer/Songwriter, Art Pop, Psychedelic, Funk, Rock |
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| Label: | Chrysalis Records, Proper/Bertus Musikvertrieb | |
| Spieldauer: | 40:01 | |
| Erschienen: | 12.09.2025 | |
| Website: | [Link] |
Entdecker-Alarm für alle, die nach großartigen Werken der Vergangenheit suchen, welche zu Unrecht viel zu unbeachtet in der Versenkung verschwanden!
Diesmal geht die musikalische Entdeckerreise über 50 Jahre zurück ins Jahr 1974 – und damit zu dem englischen Singer/Songwriter, Komponisten und Schauspieler BRIAN PROTHEROE und dessen Album „Pinball“. Das 1944 geboren Universaltalent, das mit zwölf Jahren im örtlichen Kirchenchor zu singen und parallel dazu mit dem Klavierspielen begann – und das laut eigener Aussage CLIFF RICHARD sowie THE SHADOWS, die von den BEATLES inspirierte Gitarren-Instrumental-Band, begeisterten. Was man auch auf „Pinball“ hört. Natürlich hört man noch viel, viel mehr, sodass Protheroe damals einen Vertrag bei dem progressiv ausgerichteten Chrysalis-Label erhielt.
Immer mehr entwickelt sich BRIAN PROTHEROE auf seinem 1974er-Album zu einem Nachfolger des bis dahin völlig verkannten und heute, trotz gerade mal dreier Alben, fast heldenhaft verehrten NICK DRAKE, der erst – und zwar im selben Jahr, in dem auch „Pinball“ erschien – sterben musste, um endlich die Aufmerksamkeit zu erhalten, die er zu Lebzeiten längst verdient hätte.
Oder denken wir noch ein klein wenig weiter bis zum im gleichen Jahr 1944 wie Protheroe geborenen KEVIN AYERS von SOFT MACHINE. Genau zwischen diesen beiden Ausnahmemusikern platziert sich Protheroe selbstbewusst mit diesem stilvoll-vielfältigen „Pinball“, für das es zwar viel Kritikerlob, aber insgesamt zu wenig Aufmerksamkeit gab.
Selbst der als Single ausgekoppelte Song, welcher dem Album seinen Namen verlieh, war zwar erfolgreich, erinnerte deutlich an DONOVAN und stieg bis auf Platz 22 der britischen Charts. Doch es sollte der einzige halbwegs veritable 'Hit' eines BRIAN PROTHEROE bleiben. Besonders bei den Kritikern kam „Pinball“ damals hervorragend an und wirkte auch auf andere Musiker bis heute nach. So inspirierte dieser Song beispielsweise NOEL GALLAGHER zu seinem „Riverman“ (2015 auf „Chasing Yesterday“), der „Pinball“ durch MORRISSEY kennengelernt hatte. Und kein Geringerer als PAUL WELLER wartete auf seinem aktuellen 2025er-Album „Find El Dorado“ mit einer Cover-Version von „Pinball“ auf.
„Pinball“ war in seinem auf der gleichnamigen LP zu hörendem Original die autobiographische Aufarbeitung, die Protheroe im zusätzlichen Interview, das als LP-Einleger der Platte hinzugefügt wurde, als „Tagebucheintrag für ein bestimmtes Wochenende im Jahr 1973“ beschreibt, während dem er in der Wohnung eines engen Freundes in Covent Garden wohnte. Hier muss er die Trennung von seiner Freundin und den damit verbundenen Frust verwinden, wobei er sich mit dem „Hey Jude“ der BEATLES sowie Gedanken an Marilyn Monroe und seine Mutter (Ehrlich: „Mama if I keep my head clean / Will I really have a good dream / Or will I wake up in confusion just the same?“) tröstete.
Hoffentlich werden spätestens jetzt all diejenigen hellhörig, denen die hier benannten, längst verstorbenen, Ausnahmemusiker, nicht nur ein Begriff sind, sondern auch am Herzen liegen.
Genau darum ist „Pinball“ von BRIAN PROTHEROE eine echte Entdeckung, die jeden Song – oft seiner Andersartigkeit wegen – zu einem Erlebnis werden lässt.
Sogar schwer psychedelische Ausbrüche sind in verschiedenen Songs zu entdecken, wobei die von „Mickey Dollar Dreams“ besonders begeistern oder verunsichern – gerade weil das folgende „Goodbye Surpries“ wortwörtlich zu einer echten Soul- und Funk-Nummer im besten TEMPTATIONS-Stil aufgeblasen wird.
„Wo will der Mann und seine Musik eigentlich hin?“, fragt man sich oft. Die Protheroe-Antwort darauf ist klar und deutlich: „Wohin auch immer. Hauptsache es klingt spannend, abwechslungs- und einfallsreich sowie textlich hintergründig.“
Doch es gibt noch einen zweiten Aspekt, warum diese 2025er-Neuauflage unbedingt erstanden werden sollte. Der Hintergrund hierfür ist die 'Chrysalis Red Series', in der es sich das legendäre Plattenlabel (JETHRO TULL, MOODY BLUES, UFO, ART OF NOISE u.v.m.) zur Aufgabe macht, „tief in der Versenkung des Platten-Archivs verschwundene Alben“ wieder zu heben und mit einem klangtechnisch absolut faszinierendem Abbey-Road-Mastering zu versehen, das schlicht unglaublich klingt.
Perfekte Stereo-Effekte, die sich selbstverständlich an den 70er-Jahren orientieren, strikte Kanaltrennungen, die immer wieder ineinander übergehen und ein dermaßen kristallklarer wie voluminöser Klang, dass das Hören der 180 Gramm schweren schwarzen Vinyl-LP an einer hochwertigen heimischen Musik-Anlage zum Hochgenuss und puren Klang-Erlebnis schlechthin wird. Diese Platte kann gerne bei solchem Klang zur Referenzplatte beim Einschätzen einer hochwertigen Musikanlage bzw. Plattenspielers eingesetzt werden.
Die 'Chrysalis Red Series' vollbringt hier Meisterhaftes und toppt das alles noch, indem es der LP-B-Seite eine Endlos-Rille verpasst, die in gewisser Weise nach einer Art von Pferdegetrappel (allerdings kein Galopp!) klingt. Wenn man vom perfekten Klang sprechen will, ja, dann darf man diesen auf „Pinball“ hören. Herrlich!
Darum hier noch einmal: „Pinball“ von BRIAN PROTHEROE ist eine echte musikalische wie soundtechnische Entdeckung!
FAZIT: Das 1974er-Album-Debüt „Pinball“ von BRIAN PROTHEROE ist im Rahmen der 'Chrysalis Red Series' nicht nur musikalisch eine grandiose Wiederentdeckung, sondern gerade klangtechnisch mit diesem Abbey-Road-Mastering eine Sensation! Zudem wurde der LP, auf deren Rückseite alle oft sehr ironisch bis nachdenklich gehaltenen Texte des Albums nachzulesen sind, in deren Inneren noch ein LP-großer Einleger mit umfangreichem, im November 2024 geführten Protheroe-Interview, beigefügt. Unglaublich, mit wie viel Liebe dieses Album erstmals seine ganze (im Grunde 1974 noch ungeahnte) Schönheit entfalten darf. Spitzenklasse!
- 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
- 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
- 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
- 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
- 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
- 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
- Seite A (20:31):
- Clog Dancer
- Money Love
- Moon Over Malibu
- Mickey Dollar Dreams
- Goodbye Surprise
- Pinball
- Kinotata
- Seite B (19:30):
- Changing My Tune
- Monkey
- Lady Belladonna
- Fly Now
- Interview / Also In The Limelight
- Wrong Kinotata
- Bass - Brian Odgers
- Gesang - Brian Protheroe
- Gitarre - Brian Protheroe
- Keys - Brian Protheroe
- Schlagzeug - Barry Morgan
- Sonstige - Tony Coe (Tenorsaxophon)
Interviews:
-
keine Interviews
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