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Suicidal Tendencies - 13 - Massen-Review

22.04.2013

Suicidal Tendecies "13" CoverWir schreiben das Jahr 2013 und die südkalifornische Hardcore-Funk-Legende SUICIDAL TENDENCIES kommt überraschend mit 13 neuen Songs aus dem Quark. Das neue Album der Band um Bandana-Held Mike Muir ist das dreizehnte der Bandgeschichte, da ist es naheliegend, die Platte "13" zu betiteln. Was BLACK SABBATH vielleicht nicht ganz so gelungen finden, aber das soll hier nicht Thema sein. Naheliegend ist dagegegen auch, dass wir das neue Album einer wegweisenden Band dem Check durch mehrere Redakteure unterziehen - et voilà - hier unser Massen-Review zu "13".




Review von: Andreas Schiffmann (Profil)

Unverhofft kommt oft, und wenn es soweit ist, zeigt man sich oftmals entweder wirklich überrascht oder schnell ernüchtert: Die neue SUICIDAL-Scheibe platzt wie aus heiterem Himmel herein und hat eine ganze Latte starker, wenn auch im Rahmen der Bandgeschichte vorhersehbarer Songs zu bieten.

Die Trademarks der Venice-Ikonen bleiben nach unentwegten Tourneen unterm Radar des Mainstream auch 2013 erhalten: virtuose Gitarrenarbeit allerorts ("Who's Afraid?"), eine fulminant aufspielende Rhythmusgruppe ("Smash It!", "God Only Knows Who I Am") und inhaltliche Schwerpunkte von der gewohnten Selbstbeweihräucherung ("Shake It Out", "Cyco Style") bis hin zu bestenfalls aufs Zwischenmenschliche bezogenen Texten; politische TENDENCIES lassen sich nach wie vor nur indirekt ausmachen, weshalb der Spaß weiterhin an erster Stelle steht.

Der Ohrwurm "This Ain't A Celebration", der satte Alternative-Rocker "Living The Fight" (klingt ein wenig wie PRONG) und das versonnene, dann sonnige "Till My Last Breath" stehen dabei verspielten bis zerfahrenen Tracks wie "Show Some Love" und "Make Your Stand" oder "Slam City" gegenüber, die es immer schon auf Platten der Kalifornier gab. Auch "Life" ragt ob seiner Griffigkeit heraus, doch davon abgesehen herrscht auf "13" im Vergleich zu früher eine geringere Hit-Dichte.

FAZIT: SUICIDAL TENDENCIES haben keinen Staub angesetzt und sich um Abwechslung bemüht, was "13" nicht unbedingt zum zukünftigen Klassiker macht; die Band sucht stilistisch und spielerisch zwischen Punk und Hardcore, Fun, Funk und Metal aber nach wie vor ihresgleichen, bleibt sympathisch schrullig wie integer beziehungsweise musikalisch über alle Zweifel erhaben.

9 von 15 Punkten


Review von: Andreas Schulz (Profil)


"Scheiß auf Objektivtät" war die sinngemäße Aussage von Kollege Chris P. in einer kleinen Facebook-Diskussion, die wir zum neuen AMORPHIS-Album führten. Wer mich bzw. meine Art zu reviewen kennt, weiß, dass mir das nicht ganz so leicht fällt. Warum sollte ich etwas mit zwei bis fünf Punkten abstrafen, nur weil mir der Stil nicht gefällt, die Sache aber an sich gut gemacht ist? Damit wäre der Bogen zum neuen Album der SUICIDAL TENDENCIES geschlagen, denn das ist so ein klassischer Fall: sicherlich gut gemacht, aber mein Fall ist es mal so gar nicht.

Schon die paar Klassiker, die man von der Band kennen muss, haben mich nie dazu gebracht, mich näher mit der Band zu beschäftigen. Klar, zu "Join The Army" kann man im besoffenen Kopp auf 'ner Party schon mal die Hufe schwingen, aber muss ich mir das zuhause anhören? Hätte ich da Spaß dran? Nö. Nicht, dass ich ein Problem mit Punk hätte, im Gegenteil. Mit Hardcore an sich auch nicht. Mit Funk schon eher. Und mit gute-Laune-Musik tendenziell auch. Womit die Schwierigkeiten, die ich mit den SUICIDAL TENDENCIES habe, langsam eingegrenzt werden können. Und daran ändert "13" freilich gar nichts.

Mehr als ein Mittwippen des Fußes, wenn die Chose mal schneller, sprich punkiger wird, ist nicht drin. Nicht unbemerkt bleibt natürlich auch, dass hier ein paar coole Sachen an Gitarre und Bass gespielt werden. Und dass das Songwriting an sich gar nicht mal übel ist, fällt zum Beispiel bei "God Only Knows Who I Am" auch auf. Und trotzdem geht mir das Album über weite Strecken schlicht am Arsch vorbei. Gelegentlich nervt es, wenn es funkiger und hektischer wird ("Make Your Stand") und dass man gefühlt in jedem zweiten Song den "Cyco Style" beschwört, trägt auch nicht gerade zur Erheiterung bei. Zudem finde ich Muirs Gesang und Geshoute über weite Strecken reichlich laff und wenig energisch.

FAZIT: Und, welche Punktzahl soll ich hier vergeben? Fünf oder sechs, weil mich das Album im Großen und Ganzen langweilt? Oder doch sieben, weil es besonders handwerklich seine Momente hat? Nein, so ganz kann ich nicht aus meiner Haut, ganz subjektiv geht es nicht. Also die Sieben, was - das nehme ich jetzt mal vorweg - immer noch die niedrigste aller Punktzahlen in dieser Runde ist.

7 von 15 Punkten


Review von: Dr.O. (Profil)

"I saw your mommy and your mommy's dead" war eine Textzeile, mit der 1983 eine ganze Generation von Punks gegen ihre Eltern aufbegehrte. Diese dürften mittlerweile größtenteils tot sein und die jungen Wilden entweder mit dem Skateboard unter die Räder gekommen oder selbst Eltern sein. Cyko Miko, der damals diese Zeile schrieb, ist mittlerweile 50 geworden, zeigte letztes Jahr in Wacken allerdings, dass er sein Feuer im Arsch nicht verloren hat. Ein Haufen SUICIDAL-TENDENCIES-Alben folgten damals, deren Metal-Phase war dem Rezensenten allerdings immer ein Grauen, erst mit der gerne gehassten "Freedumb"-Scheibe konnte er sich wieder mit den Kaliforniern anfreunden, die mittlerweile allerdings bis auf Mike Muir niemanden von der Originalbesetzung mehr an Bord haben und jetzt ausgerechnet BLACK SABBATH den Albumtitel "13" haarscharf vor der Nase wegschnappen.

Dass der rohe Hardcore der Anfangstage Geschichte bleiben würde, ist eigentlich klar, erfreulich ist aber – nach zwei schwachen Songs zu Beginn – die Konzentration auf die groovenden Komponenten des S.T.-Universums. Und da haben die Herren wahrlich nichts verlernt und zaubern doch einige extrem lässige Bass- und Drum-Wunderwerke auf höchstem Niveau aus dem Kopftuch. Und wenn es mal lauter wird, erinnert man im positiven Sinne an die Jam-Phase der ROLLINS BAND. "Till My Last Breath" und "Life" basieren auf einen großartigen funkigen Groove mit recht variablem Gesang, während der Rausschmeißer "This World" und das punkig-flotte "This Is Not A Celebration" tagelang im Ohr bleiben, was nicht zuletzt an der sehr eigenen und effektiven Gitarrenarbeit liegt.

FAZIT: "13" ist ein überraschend starkes Album geworden, dass relativ unmetallisch ausgefallen ist, aber über große spielerische Kompetenz und massiven funkigen Groove verfügt. Mit SUICIDAL TENDENCIES ist offensichtlich wieder zu rechnen.

10 von 15 Punkten


Review von:  Lutz Koroleski
(Oger) (Profil)

Die SUICIDAL TENDENCIES sind ein Teil des Soundtracks meiner Jugend, vor allem Klassiker wie "The Art Of Rebellion" oder "Lights, Camera, Revolution" sowie Live-Sternstunden u.a. beim Dynamo oder im Rahmen der Clash Of The Titans-Tour bleiben unvergesslich. Trotzdem muss ich zugeben, dass ich die Band zwischenzeitlich völlig aus den Augen verloren habe. So ist "13" der erste Kontakt mit neuem Material seit langem.

Erstaunlicherweise liegt man qualitativ gar nicht mal so weit weg von den eigenen Glanzzeiten. Gerade in der ersten Hälfte finden sich viele schicke Ideen, die aufgrund der hohen Geschwindigkeit auch öfter mal an die Frühphase der Band ("Join The Army") erinnern wie bei "Smash It" oder "This Ain´t A Celebration". Anschließend werden aber die übrigen Trademarks des SUICIDAL-Sound ebenfalls gebührend gewürdigt. Midtempo-Groove ("Shake Ot Out", "Who´s Afraid"), Funkiges wie beim Hit-verdächtigen "Till My Last Breath", mit irrem Unterton versehene, getragene Songs ("Only God Knows”, "This World") und natürlich reichlich "Cyco"-Shouts. Neben vielen Treffern haben sich auf das Album auch ein paar weniger spannende Beiträge gemogelt wie z.B. "Make Your Stand", "Slam City" oder "Living The Fight", die vorbeirauschen, ohne wirklich Spuren zu hinterlassen. Trotzdem überwiegt der insgesamt positive Eindruck, auch wenn die Hitdichte vergangener Tage nicht in Reichweite ist.

Soundmäßig ist "13" durchaus zeitgemäß in Szene gesetzt, einige Passagen klingen allerdings etwas dumpf.

FAZIT: Die SUICIDAL TENDENCIES können es noch und legen mit dem 13. Album ein sehr lebendig klingendes Lebenszeichen vor, das den glorreichen Zeiten immerhin recht nah kommt. allerdings auch nichts wirklich Neues zu bieten hat.

9 von 15 Punkten


Review von: Chris P. (Profil)

Nach all den Ankündigungen wollte man kaum noch daran glauben, dass die kalifornische Venice Beach-Legende um den mittlerweile ein halbes Jahrhundert alten Band(ana)kopf Mike Muir es doch noch auf die Reihe bekommen hat, ein wirklich neues SUICIDAL TENDENCIES-Album zu veröffentlichen.

Auf "13" besinnt sich die Band schlichtweg auf das, was sie am besten kann: Punk, Hardcore und Thrash in ihrer unverkennbaren Crossover-Mixtur zu praktizieren, gewürzt mit Ungestüm ("Smash It") und psychedelisch angehauchten Passagen mit typisch spätmuireskem Gesäusel ("God Only Knows Who I Am"), wie man es speziell ab "Art Of Rebellion" kennen und zu schätzen lernen wusste. Zugeständnisse an postmilleniale Entwicklungen erspart man sich hierbei, ebenso verzichtet man weitestgehend darauf, INFECTIOUS GROOVES- und CYCO MIKO-lastige Nummern auf dem dreizehnten, dreizehn Songs starken Album (nach dreizehn Jahren im Jahre 2013, um den Zahlenwahn fortzusetzen) zu verbraten. Wäre anhand der Qualität der jeweiligen Projekte nicht weiter schlimm gewesen, aber eine fast pure ST-Scheibe ist doch auch mal wieder etwas Feines...

Mit dem aktuellen Lineup - mit Rob Trujillo und Rocky George sind ja zwei der wichtigsten Stützpfeiler schon lange weggebrochen - zeigen sich Muir und Co. in erstaunlich frischer Form. Totalausfälle sind keine zu verzeichnen, die Songs knallen wie damals, es gibt keinerlei Überraschungen, man macht einfach so weiter, als hätte es nach "Freedumb" niemals eine Pause gegeben.

Der Sound der Scheibe geht auch absolut in Ordnung und ist angenehm organisch - lediglich das ein oder andere Sologitarren-Overdub klingt manchmal etwas arg hineingeklebt -, und so bekommt der Fan der Band genau das, wonach ihm dürstet. Wobei hier besonders die Neunziger-Klientel ihren Spaß haben wird.

Das einzige, was "13" allerdings fehlt, ist ein Überknaller wie auf den meisten vergangenen Alben. Kein "You Can't Bring Me Down", kein "I Saw Your Mummy (And Your Mummy Is Dead)", kein "Alone" oder dergleichen - möglicherweise wird der noch aus dieser Platte heraus wachsen, aber momentan keimen die dreizehn Pflänzchen noch gemütlich und homogen vor sich hin.

FAZIT: Man kann Comebacks, die nicht komplett in die Hose gingen, heuer ja mit der Lupe suchen, doch erfreulicherweise lässt sich das Quasi-Wiederauferstehen der SUICIDAL TENDENCIES nicht unter diesen ideellen Bruchlandungen verbuchen.

11 von 15 Punkten

Durchschnittspunktzahl: 9,2 von 15 Punkten

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Andreas Schulz (Info)