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Interview mit Portrait (14.04.2008)

Portrait

PORTRAIT aus Schweden veröffentlichen im April 2008 ihr Debütalbum. Mit ihrem kultbehafteten, stark Achtziger-lastigen Material konnten sie bereits für einige Aufmerksamkeit im Underground sorgen. Wir unterhielten uns mit Gitarrist Christian Lindell.

Herzlichen Glückwunsch zu eurem ersten Album! In meiner Rezension habe ich angemerkt, dass dieses Debüt klingt, als sei es nicht nur von den Bands der frühen Achtziger beeinflusst, sondern als sei es in dieser Zeit geschrieben und aufgenommen worden. War das euer Ziel, oder ist das ein natürliches Ergebnis des Songwritings?

Vielen Dank! Nun, ich glaube nicht, dass es eine andere Möglichkeit gibt, diese Musik rüberzubringen, als es auf die traditionelle Art zu machen. Es ist nicht nur die Produktion oder der Sound, und auch nicht die Riffs und Melodien allein. Es ist die Spielweise, die Performance, die eine Menge ausmachen, denke ich. Wenn jemand heutzutage z.B. mit dem Versriff von "In League With Satan" ankäme, würde das nicht so gut klingen, wie damals von Mantas gespielt, glaube ich. Man würde es wahrscheinlich stärker abgedämpft spielen als beim Original.

Also, es ist nicht allein das Songwriting, nicht allein die Produktion, nicht allein die Abfolge der Noten, aber all das kombiniert mit einer bestimmten Spieltechnik. Und ja, für uns ist das eine sehr natürliche Sache.

Wie habt ihr das Album aufgenommen, mit digitalem oder analogem Equipment?

Wir benutzten digitales Equipment, und wir nahmen jede Gitarre dreifach auf, um den Sound so kraftvoll wie möglich zu gestalten. Dieses Mal haben wir die richtige Mischung hinbekommen, denke ich.Portraitbildzwei

Mir ist aufgefallen, dass es einige leichte Unterschiede im Sound gibt, manche Songs klingen produktionstechnisch stärker als andere. Habt ihr alles in einer Session in einem Studio aufgenommen, oder in mehreren Schritten?

Wir haben dasselbe Studio benutzt wie für unsere 7‘‘, das ganze Album wurde dort aufgenommen. Ich denke nicht, dass der Sound selber sich so sehr unterscheidet zwischen den einzelnen Songs. Vielleicht rückt der Gesang ab und zu etwas in den Hintergrund, und manchmal steht er etwas mehr im Vordergrund.

Hattet ihr einen Produzenten zur Seite, oder habt ihr alles in Eigenregie aufgenommen?

Wir haben alles selbst gemacht.

Viele werden euch sicherlich mit KING DIAMOND und MERCYFUL FATE vergleichen, hauptsächlich wegen eures Sängers. Ist das seine Art einem Vorbild Tribut zu zollen, oder seht ihr euch gar als eine Art "Tribute-Band"? Oder ist das mehr oder weniger Zufall?

Wir sind definitiv keine Tribute-Band! Ich kann nicht verstehen, wie man Bands ernst nehmen kann, die über verdammte Zurückgebliebenheit und "Metalhead Unity"-Mist singen. Ich wünsche ihnen alles Pech und verfluche den Tag, an dem sie geboren wurden. Aus unserer Lieblingsmusik einen verdammten Witz zu machen, ist einfach nur dumm.

Bezüglich Philips Gesang, da müsstest Du ihn eigentlich selber fragen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass er nicht versucht, King Diamond zu kopieren. King ist allerdings einer der besten Sänger aller Zeiten, also kann man das eigentlich nur als großes Kompliment verstehen.

Die Leute sind ziemlich schnell mit Sätzen wie "klingt wie diese oder jene alte Band". Nur, weil ein Sänger z.B. die hohe Kopfstimme benutzt, heißt das nicht automatisch, dass die Band wie JUDAS PRIEST klingt. Meiner Ansicht nach werden diese Vergleiche hauptsächlich für kommerzielle Zwecke genutzt und sollten völlig ignoriert werden, aber na ja...

Euer Sound hat musikalisch auf jeden Fall noch mehr zu bieten, oft klingt z.B. die NWOBHM durch. Was seht ihr als eure Haupteinflüsse?

PortraitbilddreiDie größeren Bands (PRIEST, MAIDEN, SABBATH, MOTÖRHEAD, KISS, etc.) beeinflussen mich persönlich am meisten. Natürlich mag ich auch die etwas obskureren Sachen, wie DANGER ZONE oder ähnliches, aber die "Garage Bands" haben im allgemeinen nur wenig zu bieten, verglichen mit den "Big Five". Die NWOBHM hatte aber sicherlich einige großartige Bands. Schade, dass viele nicht so cool wie SAXON waren, sondern stattdessen aufhörten zu spielen oder geheiratet haben.

Seid ihr offen für andere Einflüsse, moderne Ausrichtungen und Sounds, oder wollt ihr dem klassischen Stil treu bleiben?

Ich werde immer offen für Neues sein, aber ich bezweifle stark, dass jemals ein Album besser als "Defenders Of The Faith" klingen wird. Ich glaube nicht, dass wir jemals Musik komponieren werden, die z.B. zu einer Produktion wie den Alben von BLAZE passen würde, obwohl ich den Sound mag und ihn passend für dieses Songwriting finde.

Eure Texte behandeln hauptsächlich okkulte Themen. Steht ein ernsthaftes persönliches Interesse dahinter, oder seht ihr das eher als Entertainment, wie einen guten Horrorfilm?

Ich interessiere mich für Okkultismus und nehme die Texte ernst, und ich weiß, dass es bei Richard genauso ist. Wir diskutieren nicht in der Band darüber, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass keiner ein Problem damit hat.

Alle eure Songs wurden von jeweils einem der Gitarristen alleine geschrieben. Wie kann man sich euren Songwriting-Prozess vorstellen? Liefert der Hauptkomponist einen so gut wie fertigen Track ab, oder stellt ihr den Song zusammen im Proberaum fertig?

Das variiert von Zeit zu Zeit, aber meistens hat einer von uns einen Song als Ganzes fertiggestellt, sowohl musikalisch als auch textlich. Mir ging es oft so, dass ich mich unwohl gefühlt habe, einen halbfertigen Song zu präsentieren, deshalb habe ich gewartet, bis ich mit allem fertig war. Richard ist für die meisten Gesangsmelodien verantwortlich. Allerdings hat sich die Art des Schreibens mittlerweile etwas verändert. Wir haben nun schon einige Sachen zusammen gemacht, und wir jammen ziemlich viel, um herauszufinden, was an bestimmten Stellen passen würde.

Euer Album ist eine der ersten Veröffentlichungen auf dem neuen Iron Kodex Label. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit, und was erwartet ihr euch davon?

Sie haben unsere Single gemacht (noch unter dem Namen New Iron Age Records), und wir waren mit allem zufrieden, also war es ein logischer Schritt.Portraitbildvier

Was sind eure Pläne für die Zukunft? Wollt und könnt ihr regelmäßig touren und die Band als Vollzeit-Job betreiben?

Wir würden definitiv gerne regelmäßig touren. Es würde ein Traum wahr werden, wenn wir die Band Vollzeit betreiben könnten.

War and pain!

Vielen Dank für das Interview!

Daniel Fischer (Info)
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