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Interview mit Winterfylleth (27.09.2010)

Winterfylleth

England war in Sachen Black Metal lange Zeit etwas rückständig, zumindest im Vergleich mit der sehr aktiven Szene in Nordamerika und dem kontinentalen Europa. Eine Band, die an diesem Zustand etwas zu ändern vermag, ist WINTERFYLLETH, die mit "The Mercian Sphere" ein absolut gelungenes zweites Album über Candlelight Records veröffentlicht haben. Wir sprachen mit Sänger und Gitarrist Chris Naughton und Drummer Simon Lucas über ihre Musik und die Geschichte ihres Heimatlandes.

Hallo Chris, hallo Simon. Könnt ihr mir zuerst etwas über die Entwicklung von WINTERFYLLTEH erzählen? Wann und wie habt ihr angefangen, wie habt ihr zusammen gefunden?

Simon und ich trafen uns durch unsere beiderseitige Wertschätzung und Leidenschaft für englische Geschichte und Folklore. Wir merkten, dass dies ein Thema ist, dass wir musikalisch erforschen wollen und so begannen wir 2007 zu proben und Songs zu schreiben, die letztendlich zu unserem Debütalbum "The Ghost Of Heritage" wurden. Die Idee hinter der Band war und ist es immer noch, Bedeutung in die Geschichte, Folklore und Erzählungen, die uns interessieren, zu legen, in der Hoffnung, Interesse an einem Thema, das uns so am Herzen liegt wie die englische und britische Geschichte, zu wecken.

Und was war letztlich der Ausschlag dafür, diese Art von Black Metal zu spielen und mit der englischen Geschichte in den Texten zu verbinden?

Es war keine bewusste Entscheidung, eine Black Metal-Band zu gründen, die sich mit angelsächsischer, englischer und britischer Geschichte befasst, es war viel mehr eine ganz natürliche Begebenheit. Wir haben damit angefangen, Songs zu schreiben, die die Landschaften und die historischen Geschichten, die wir lieben und die uns ins Herz gelegt sind, wiedergeben. Wir fühlten und fühlen immer noch, dass dies ein Thema ist, dass allen Engländern und Briten nahe gehen sollte und welchem nicht mehr viel Aufmerksamkeit entgegen gebracht wurde. Das geschieht unserer Meinung nach deshalb, um uns Engländer davon abzuhalten, einen Sinn für die nationale Identität zu verfestigen. Das ist ein Ansatz, den die Regierung in der Vergangenheit verfolgt hat, den ich schlichtweg abscheulich finde. Als eine Gruppe von sozial und kulturell aufmerksamen Menschen versuchen wir, das neu zu entfachen. Einen Sinn für das Urerbe in unserem Land, unseren Menschen, unserer Folklore, unseren Geschichten und unserer natürlichen Landschaft.

Welche anderen Bands waren diesbezüglich Einflüsse für euch?

Da gibt es viele, das reicht von Black Metal-Bands wie DRUDKH, ULVER, ENSLAVED und PRIMORDIAL bis hin zu traditioneller Folkmusik von ALTAN und JULIE FOWLIS sowie traditioneller Gregorianischer Chormusik, die sinnverwandt mit der Geschichte unseres Landes ist.

Was sind denn für euch die interessantesten Aspekte in der englischen Geschichte? Welche betrachtet ihr als besonders wichtig, welche sind vielleicht eher unbekannt für nicht-Engländer, aber trotzdem interessant und wichtig?

WinterfyllethWenn man sich die Mythen und Legenden in England anschaut, kommen einem so viele in den Sinn, dass ich den ganzen Tag darüber sprechen könnte, ich beschränke mich also auf ein paar ausgewählte. Wenn die Leser sich unser erstes Album "The Ghost Of Heritage" anhören, so finden sie dort eine Geschichte über ein Waldgebiet, nicht weit entfernt von wo wir leben. Dieser Wald war die Heimat eines Druiden, über den gesagt wird, dass er die Legende vom großen britischen Zauberer Merlin inspiriert hat. Er ist der Wächter eines Höhlensystems, welches Teil des ältesten Minensystems in England ist und sich unter den bewaldeten Hängen von Cheshire windet. Es heißt, dass er eine schlafende Armee von mittelalterlichen Kriegern beschützt, die in ewigem Schlaf liegt und den Tag erwartet, an dem die Insel in Gefahr ist. Dann werden sie ausreiten und alles zerstören, was die Insel bedroht. Ich mag den Gedanken, dass ihr Geist im Herzen eines jeden Engländers wohnt.

Eine andere großartige Legende ist die vom rätselhaften Hinkelstein "Men Scryfa" (das ist keltisch für "der geschrieben Stein"), der bis heute seine einsame Wache im Moorland von Cornwall hält. Er repräsentiert die Gegend, in der ein großer keltischer Krieger königlicher Abstammung in einer Schlacht gegen aggressive Eindringlinge gefallen ist. Sein Name ist Riolobran, was "der königliche Rabe" bedeutet. Der Rabe wurde als Aasvogel von den Kelten in Nordeuropa verehrt.

Das Peak District Gebiet in England ist nicht weit entfernt von wo wir leben und beherbergt alle möglichen Legenden und Geschichten, die zurück in die antike Historie reichen. Es ist eine bergige Gegende mit Wälden und Hochmooren. Es wird als "window area" bezeichnet, was ein Gegend ist, in welcher der Schleier zwischen dieser Welt und der nächsten etwas dünner ist und ist eine Gegend, in der es nur so von Geistergeschichten wimmelt. Eine bestimmte Legende handelt von großen, weiten blauen Lichtern, die aus den Tälern aufsteigen und in den Mooren niedergehen und dann so schnell verschwinden, wie sie gekommen sind. Möglicherweise Erdlichter, natürliche Gase oder Elektrizität, die aus der Erde flüchtet. Wie auch immer man es sehen will, spirituell oder sonst wie, es ist etwas Fantastisches.

Gehen wir mal weg vom historischen zum heutigen England. Denkst du, dass die starke Verbindung europäischer Staaten negative Folgen für die Kulturen der einzelnen Länder haben könnte?

Das hängt davon ab, was du mit Verbindung meinst. Im Bezug auf den Handel und verwandte Dinge denke ich, dass es gut ist, eine starke Verbindung nach Europa zu haben. Wenn es aber um Regierungsgewalt durch die EU geht, denke ich, dass es etwas ist, von dem wir mit ganzem Herzen weg wollen. Wenn man es sich vernünftig anschaut (aus allen politischen Perspektiven), ist das, was als Vereiningung der europäischen Länder bezeichnet wird, nur ein weg, die Massen unter dem Banner der EU zu versklaven, indem man den individuellen Mithgliedsländern, viel von ihrer eigenen Macht wegnimmt

Ich denke, das ist ist ein zu großes Thema, um es in einem Interview über unsere neue Platte ausreichend zu diskutieren. Es greift zurück auf die Fehler der ehemaligen Labour Regierung im Vereinigten Königreich, die die Macht, die ihr nur geliehen wurde, ohne die Zustimmung der englischen oder britischen Bevölkerung an Europa abgegeben hat. Was im Übrigen auch eine Beleidigung gegenüber der Idee von "Demokratie" in unserem Land ist und eine Blamage für unser politisches System im Ganzen ist.

Um es kurz zu machen: es ist ganz klar, dass es eine wirkliche Trennung zwischen den mächtigen Köpfen in Industrie, Regierung und globalen Bankensystem und den Menschen, die im Vereinigten Königreich leben und arbeiten gibt. Die Trennung von den und die Entstellung der Menschen durch diese mächtigen Köpfe hat dazu geführt, dass unsere Kraft der Eigenregierung an eine zentralisierte europäische Regierung abgegeben wurde. In dieser sind wir eher ein Staat von Europa im Gegensatz zu einer Nation. Ohne jegliche Intervention wird das in der weiteren politischen Versklavung unserer Leute von Kräften, die sie nicht sehen können resultieren und das wiederum führt zu einer Erosion der eigenen nationalen Identität in eine breitere europäische Identität. Das versuchen wir als Band gegen vorzugehen, indem wir die Geschichte Englands so hervorheben. Wir machen das, damit, egal was auch weiterhin passiert, die Leute sich bewusst werden, dass England und die britischen Inseln ein einzigartiger Ort sind und vier Nationen unter unserem eigenen Recht nicht nur ein Staat der EU-dSSR sind.

Zu diesem Thema kann ich übrigens die Videos auf der Seite www.stopcp.com/cpvideos.php empfehlen.

Ok, kommen wir zurück zu musikalischen Themen. Black Metal war in den letzten Jahren in England nicht sonderlich stark. Ist da ein Wandel zu beobachten oder seit ihr da eher eine Art Außenseiter?

WinterfyllethEs scheint immer wieder der Fall zu sein, dass in der UK-Metal Szene Genres und Stile zwar anfangen, dann aber von anderen Ländern überholt werden und dort über die Jahre stärker verfolgt werden. Das trifft auf jeden Fall auf Black Metal zu, seit er im Vereinigten Königreich Anfang der 90er beliebt wurde. Erst jetzt gibt es ein Kollektiv von kulturell und sozial bewussten Leuten und Musikern, die zusammen gekommen sind und eine gewisse Zahl von starken Black Metal Bands hier bilden. Ich denke, dass der UK Black Metal jetzt stärker als je zuvor ist und wo wir bisher als Gruppe von Nationen in der Vergangenheit nur eine kleine Einwirkung auf den Black Metal hatten, hoffen wir, dass wir nun einen Wechsel anführen können, in dem wir als fortschrittlich angesehen werden und nicht nur als Außenseiter.

Was denkst du denn über die britische Musikszene im Allgemeinen und die Metalszene im Speziellen?

Es fühlt sich derzeit nach der richtigen Zeit für UK Black Metal an. Viele Bands haben sich unabhängig voneinander gebildet und scheinen über gemeinsame Themen wie Kultur, Bewahrung des Erbes, Folklore und englische und britische Themen an sich zusammen zu kommen. Ich denke, ein Grund dafür könnte sein, dass es eine steigende Anzahl von Leuten in diesem Land gibt, die glauben, dass ihre Kultur und Geschichte durch externe Einflüsse vergessen wird und das hat zu einer großen Zahl von Bands und Organisationen geführt, die zusammen kommen, um die Bedeutung und das Bewusstsein für unsere gemeinsame Historie durch verschiedene Arten von lebendigem Black Metal zu schüren.

Und welche Märkte oder welche Länder seht ihr selbst als wichtig für eure Band an?

Alle Länder.

Gut, das ist eine hehre Zielsetzung. Aber wie sehen denn eure konkreten Zukunftspläne aus? Sind Touren angedacht?


Wir haben ein paar Pläne für Touren in Großbritannien im Dezember diesen Jahres und danach wollen wir Anfang 2011 in Europa spielen. Es gibt natürlich auch die Möglichkeit, dass wir auf den Festivals im Frühjahr und Sommer spielen, also haltet die Augen danach offen. Außerdem werden wir uns darauf konzentrieren, Songs für das dritte WINTERFYLLETH-Album zu erschaffen.

Ok, dann noch ein paar Smalltalk-Fragen zum Ende hin. Was sind denn eure fünf All-Time-Favorite Alben?

Chris:
1. Hate Forest – Purity
2. Drudkh – Autumn Aurora
3. Iron Monkey – Our Problem
4. Enslaved – Ruun / Isa
5. Bolt Thrower – Mercenary / Those Once Loyal

Simon:
1. Ulver – Bergtatt
2. At The Gates – Slaughter Of The Soul
3. Enslaved – Isa
4. Warning – Watching From A Distance
5. Julie Fowlis – Cuilidh

Und was sind eure bisherigen Lieblingsalben des Jahres 2010?

Ihsahn – After (Candlelight)
Burzum – Belus (Byelobog)
Conan – Horseback Battle Hammer (Aurora Borealis)
A Forest Of Stars – Opportunistic Thieves Of Spring
Wodensthrone – Loss (Re-Issue) (Candlelight)
Altar Of Plagues – White Tomb (Re-Issue) (Candlelight)
Fyrdsman – Forgotten Beneath The Soil (Mynydd Du)
The Howling Void – Shadows Over The Cosmos (Solitude Productions)
Junius – The Martyrdom Of A Catastrophist (Mylene Sheath)
Suma – Ashes (Speakerphone)

Und ich hoffe, dass das neue Enslaved-Album mit dem letzten mithalten kann.

Das beste Konzert, dass ihr je gesehen habt?

Whitesnake – Live… In The Still Of The Night

Ich meinte zwar jetzt keinen Live-Mitschnitt, aber egal. Und wer, egal ob tot oder lebending, würde in eurer persönliche Allstar-Band spielen?

Karl Willets (Gesang)
Barry Thompson (Gitarre)
Gavin Ward (Gitarre)
Jo Bench (Bass)
Martin Kearns (Drums)

Damit dürfte klar sein, welche Band im Hause WINTERYLLETH am liebsten gehört wird. Danke für das ausführliche Beantworten meiner Fragen, die letzten Worte gehören euch.

Ehrt euer angestammtes Erbe. Es ist wichtig, einen Sinn für die spirituelle, kulturelle, angestammte Identität zu haben, weil dich das ausmacht. Lass dir von niemandem sagen, dass diese Ansicht auf dein Leben dich zu einem rechtsstehenden Eiferer, einem Faschisten oder Rassisten macht. Diese sind die Eiferer, die dir sagen, was du zu denken hast und es ist nicht rassistisch, stolz auf sein angestammtes Erbe zu sein. Es sind Gruppen, die selber radikale politische Agendas haben, die dir erzählen, dass das rassistisch oder faschistisch wäre. Höre nicht auf solche, es ist einfach nur dumm, so zu denken. Wie schon ein großer Führer Britanniens des 20. Jahrhunderts (und Zerstörer von Faschismus) einmal sagte: "Die Faschisten der Zukunft nennen sich Antifaschisten." (Winston Churchill).

Hail Heritage!

Andreas Schulz (Info)
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