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Behemoth / Cradle Of Filth / In Solitude / Inquisition / Svarttjern - Bochum, Matrix - 15.02.2014

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Behemoth TourEin höchst interessantes Package ist im Februar 2014 auf großer Deutschlandtournee. Die polnischen Black-/Death-Metal-Könige BEHEMOTH teilen sich mit den britischen Extrem-Metallern CRADLE OF FILTH den Headlinerposten, mit dabei sind außerdem die Schweden von IN SOLITUDE, INQUISITION aus Kolumbien sowie mit SVARTTJERN ein Vertreter des norwegischen Black Metals. Natürlich wird auch im Ruhrgebiet Station gemacht, dabei kommt es im Vorfeld jedoch zu einigen Irritationen. Denn ursprünglich ist das Konzert in der Bochumer Matrix angesetzt, wird dann aber in die größere Turbinenhalle in Oberhausen verlegt, um kurzfristig wieder zurück in die ursprüngliche Location verlegt zu werden. Das wiederum sorgt für Unmut, denn die Matrix und ihre Röhre, in der Konzerte stattfinden, ist wegen oft schlechten Sounds und beengter Verhältnisse, wenn viele Zuschauer kommen, nicht gerade die beliebteste Location in der Gegend. Und dass es an diesem Abend voll wird, ist zu erwarten.

Weil gleich fünf Bands auf dem Programm stehen und nach dem Konzert noch Disco angesagt ist, wird der Einlass für 16.30 Uhr angesetzt, um 17 Uhr soll Beginn sein. Trotzdem geht es erst um 17 Uhr in die Halle, da haben SVARTTJERN jedoch auch noch nicht begonnen. Es geht also mit einer halben Stunde Verspätung los.

SvarttjernSVARTTJERN sind ein klassischer Vertreter des norwegischen Black Metals und das sowohl in musikalischer, wie auch in optischer Hinsicht. Corpsepaint im Gesicht und auf dem Oberkörper sind bei den Osloern noch immer genauso angesagt, wie die martialischen Nagelarmbänder. Und so grimmig, wie sie aussehen, präsentieren sie sich auch musikalisch. Flirrende Leadgitarren legen einen Teppich aus flächigen Harmonien, auf denen brutal klirrend gerifft wird, das alles im Geschwindigkeitsbereich zwischen treibendem Midtempo und manischer Raserei, begleitet von röchelndem Gekeife. Sonderlich außergewöhnlich ist das nicht, wird von SVARTTJERN aber überzeugend dargeboten. Obwohl die Band mit "Ultimatum Necrophilia" gerade ihr drittes Album veröffentlicht hat, wird daraus nur der Titeltrack dargeboten, die anderen sechs Stücke entstammen den Vorgängeralben. Solider Auftakt in den Konzertabend, an dem es abgesehen von der nicht sehr ausgeprägten Eigenständigkeit kaum etwas zu bemäkeln gibt, denn auch der Sound ist hier passabel.

Weiter geht es mit den Exoten von INQUISITION. Die Band, die ursprünglich aus Kolumbien stammt, inzwischen aber in den USA residiert, ist hierzulande nicht unumstritten, was jedoch in erster Linie daran festzumachen ist, dass die Band vermutlich aus Unwissenheit bei einem Label veröffentlicht hat,Inquisition das politisch dem rechten Lager zuzuordnen ist. Tatsächlich aber besteht kein Grund, der Band entsprechende Tendenzen vorzuhalten und ein Label wie Season of Mist, bei dem das Duo inzwischen unter Vertrag steht, wird sich wohl kaum ein faules Ei ins Nest geholt haben. Nichtsdestotrotz gibt es immer noch Leute, die Vorbehalte gegenüber der Band haben. So auch der lokale Veranstalter der Tour in Wien, der möchte ein paar Tage später nicht, dass die Band dort auftritt. Innerhalb der Black-Metal-Szene genießen INQUISITION einen gewissen Kultstatus und so sind nicht wenige der Zuschauer gerade auch wegen dieser Band heute dabei. In musikalischer Hinsicht macht man im Black Metal von INQUISITION gewisse Parallelen zum Sound von IMMORTAL aus, was vor allem am ähnlich klingenen Gekrächz von Frontmann Dagon liegt. Der ist auch der einzige, der vor dem Schlagzeug zu sehen ist, denn auch live tritt man nur mit Gitarre und Schlagzeug auf. Trotzdem gelingt es, einen druckvollen Sound zu produzieren und so ist es recht beeindruckend, was die beiden da abziehen. Zudem ist Dagon ein Meister der großen Pose. Von der gewissen Eintönigkeit, die sich im Verlauf des Sets einstellt, lassen sich die Anhänger der Band natürlich nicht stören und haben Freude an einer ausgewogenen Setlist.

In SolitudeGroßartig oder Fehl am Platze? Fakt ist, dass IN SOLITUDE an diesem Abend polarisieren. Klar, denn in stilistischer Hinsicht sind die Schweden der Ausreißer in diesem Billing. Musikalisch hat man mit Black Metal nichts am Hut und mit dem neuen Album "Sister" hat sich die Band ein Stück weg vom Heavy Metal hin zum Postpunk bewegt. Und was macht am besten in so einer Situation? Man reißt den Leuten mit einer hochenergischen Performance den Arsch auf. Womit man selbst den Schreiber dieser Zeilen überrascht, denn in der Vergangenheit wirkte die Band auf der Bühne noch vergleichsweise schüchtern. Vor allem Sänger Pelle Åhman und sein Bruder Gottfrid am Bass machen in der Bühnenmitte Rabatz ohne Ende und sind ständig in Bewegung, die Gitarristen rechts und links davon bleiben ein bisschen im Hintergrund. Und auch wenn Pelle ständig die Haare im Gesicht hängen hat und so kaum Mimik zu erkennen ist, besticht er mit einer introvertiert-exaltierten Ausstrahlung, die an Jim Morrison erinnert, auch weil er zwischen den Songs keine wirklichen Ansagen macht, sondern wie ein Geschichtenerzähler überleitet. Im Gegensatz zu den vorherigen Bands legen IN SOLITUDE zudem den Fokus auf Songs des neuen Albums, lediglich ganz am Schluss folgt mit "Witches Sabbath" ein älteres Stück. "Death Knows Where", "Lavender", "Horses In The Ground", das grandiose "A Buried Sun" sowie der Titeltrack werden dafür mit einer Energie dargeboten, die man den eh schon tollen Songs fast nicht zugetraut hätte. Das Publikum teilt die Begeisterung des Rezensenten jedoch nur teilweise. Diejenigen, die mit der Band und ihrer Musik vertraut sind, sind nicht minder angetan, der Rest weiß jeodch nicht so recht etwas damit anzufangen und schaut entweder teilnahmslos bis verwundert zu oder verlässt den Bereich vor der Bühne. Von "Perlen vor die Säue" zu sprechen ist vielleicht nicht ganz fair, weil IN SOLITUDE eben nur bedingt auf das Billing passen, gut zu wissen ist jedoch, dass die Schweden im Herbst wohl noch eine eigene Tour nachschieben. Da werden sie dann auf ein geneigteres Publikum treffen.

Cradle Of FilthAuch CRADLE OF FILTH sind in diesem Billing nicht unumstritten. Dem trven Schwarzmetaller sind die Briten um Giftzwerg Dani Filth wohl zuviel Kasperletheater und mit Danis extremem Gekreisch muss man eh erst einmal klar kommen. Ziemlich überraschend ist indes, dass er heute Abend selbst die kreischigsten Passagen unerwartet gut meistert, das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall und auch auf den letzten Studioalben klang das nicht mehr ganz so derb wie früher. A propos früher, die Teilnahme an der Tour steht für CRADLE OF FILTH, die mit zwei Sessiongitarristen unterwegs sind, im Zeichen des 20-jährigen Jubiläums des Debütalbums "The Principle Of Evil Made Flesh", dementsprechend werden nach dem Opener "Cthulu Dawn" mit "A Dream Of Wolves In The Snow", "Summer Dying Fast" und dem Titeltrack gleich drei Stücke hintereinander daraus dargeboten. Starker Einstieg, dem man mit "Beneath The Howling Stars" einen weiteren alten Klassiker hinterherjagt. Weil Frontmann Filth nicht gerade groß gewachsen ist, steigt er immer wieder auf kleine Emporen, ansonsten hüpft er wie ein Duracell-Häschen auf Speed über die Bühne, was schon recht ulkig wirkt. Der Rest seiner Band übt sich in Posen und Banging, die hübsche Keyboarderin ist in der linken Bühnenecke aber nur zu erahnen. Das Oldschool-Programm wird kurz mit dem neuen "For Your Vulgar Delectation" und dem unnötigen, weil heute zu lahmen "Nymphetamine" unterbrochen, danach darf man sich an "Born In A Burial Gown", dem superben "Cruelty Brought Three Orchids", dem obligatorischen Hit "Her Ghost In The Fog" sowie der Zugabe "Funeral In Carpathia" erfreuen. Starke Setlist also, die ebenso stark dargeboten wird, was für reichlich Applaus im wieder vollen Auditorium sorgt. Dass CRADLE OF FILTH so gut abräumen, darf man also getrost als Überraschung des Abends werten.

BehemothVon BEHEMOTH erwartet man Perfektion, von BEHEMOTH bekommt man Perfektion. Trotzdem: man darf froh sein, die polnische Band wieder live erleben zu dürfen, denn nach der Leukämie-Erkrankung von Fronter Nergal herrschte lange Zeit Ungewissheit. Doch so abgedroschen es klingt, sie sind stärker als je zuvor zurückgekommen. Das neue Album "The Satanist" bietet einen um neue Einflüsse erweiterten Querschnitt durch das bisherige Schaffen der Band und ist deshalb ein Meisterwerk geworden. Zudem wartet es wieder verstärkt mit Black-Metal-Einflüssen auf, was sich wiederum in der Setlist des Abends niederschlägt. Neben fünf Tracks vom aktuellen Album gibt es eine Reise durch so gut wie alle Alben der nicht gerade kurzen Diskografie der Polen, so dass wirklich für jeden Fan etwas dabei ist. Nach dem Intro geht es erwartungsgemäß mit dem hymnischen "Blow Your Trumpets Gabriel" los, bei dem direkt CO2-Fontänen in die niedrige Hallendecke geschossen werden, die sich dann an der Decke in den Raum ausbreiten. Das ebenfalls neue, famose "Ora Pro Nobis Lucifer" wird - für Matrix-Verhältnisse ungewöhnlich - mit züngelnden Flammen untermalt. Der Auftritt macht auch sonst optisch viel her. Am Bühnenrand stehen aufwändig verzierte Mikrofonständer, Nergal sieht in seinem Outfit aus wie ein Hohepriester des Bösen und vor allem der bullige Basser Orion zieht mit seiner Uruk-Hai-Optik die Blicke auf sich. Trotzdem steht bei BEHEMOTH die Musik im Mittelpunkt und die wird, so weit es die Soundverhältnisse erlauben, perfekt dargeboten. "Conquer All" eröffnet den Marsch durch die verschiedenen Alben, da dürfen "Slaves Shall Serve" und "Christians To The Lions" nicht fehlen. Der Titeltrack des neuen Albums leitet ein Wechselspiel mit dem Vorgänger und Hitalbum "Evangelion" ein, es folgt "Ov Fire And The Void", bevor man die Bühne das erste Mal verlässt. Natürlich wird man für Zugaben zurückgerufen, dem rasenden "Furor Divinus" folgt "Alas, Lord Is Upon Me". Mit "At The Left Hand Ov God" wird das "The Apostasy"-Album gewürdigt, zum Abschluss gibt es nochmal Flammen und den Hit "Chant For Eschaton". Doch auch damit noch nicht genug, das Finale wird mit dem opulenten "O Father O Satan O Sun!" bestritten.

Damit geht ein langer Konzertabend zu Ende, zumindest für diejenigen, die sich nicht noch unter das tanzwütige Discopublikum mischen, das einen skurrilen Kontrast zum Konzertpublikum darstellt. Und auch wenn es in der Turbinenhalle alles noch ein bisschen entspannter gewesen wäre, dürfte keiner unzufrieden von dannen gezogen sein.

Andreas Schulz (Info)

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