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Dread Sovereign / Stallion / Death Alley - Hamburg, The Rock Café - 28.02.2014

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Hell Over Hammaburg 2014 - Warm-up-ShowEs ist Freitagabend und es sind nur noch wenige Stunden, bis die zweite Auflage des Hell Over Hammaburg-Festivals startet. Um das Hamburg-Wochenende abzurunden und all jenen, die nicht erst am Samstag selber anreisen, vorab eine gute Party zu bieten, haben Ván Records eine Warm-up-Show organisiert. Die findet mitten im Herzen von St. Pauli statt, denn das The Rock Café liegt nur wenige Meter von der legendären Kneipe Silbersack entfernt in einer Nebenstraße der Reeperbahn. Der Club selber ist nicht viel mehr als eine sehr stylische Eckkneipe und platzt bereits aus allen Nähten, als man gegen 20.45 Uhr aufschlägt. Der Laden ist ausverkauft und mit gut 150 Leuten, darunter jede Menge bekannter Gesichter, wirklich proppenvoll. Der guten Stimmung tut das aber keinen Abbruch, die Vorfreude auf den Abend und das morgige Festival ist förmlich greifbar.

Um 21 Uhr geht es dann mit DEATH ALLEY los. Die niederländische Rockband ist ein neues Signing von Ván und hat gerade die erste 7" veröffentlicht (hier besprochen). Davon stammt auch der Song "Over Under", mit dem das Quartett in ihr aufheizendes Set einsteigt. Vor allem Sänger Dennis ist ein Energiebündel und zuckt gerne wie vom Schlag getroffen über die Bühne, wenn er nicht gerade mit jeder Menge Elan in sein Mikrofon röhrt. Hat hier jemand Rampensau gesagt? Im Publikum macht sich allerdings zunächst ein bisschen Ratlosigkeit breit. Ist das jetzt Punk oder Classic Rock oder was? Death AlleyBeides, irgendwie, angereichert mit psychedelischen Elementen, die sich besonders dann, wenn ausgiebig instrumental gerockt wird, in den Vordergrund schieben. Die Energie, die DEATH ALLEY dabei verströmen, überträgt sich dann auch schnell auf das Publikum, das sich gerne mitreißen lässt. Nach vier eigenen Songs, die vermutlich auf der nächsten Veröffentlichung zu hören sein werden, zockt man gekonnt ein Cover von TED NUGENTs "Motor City Madhouse", mit "Dead Man's Bones" folgt der zweite 7"-Track, den Abschluss macht mit "It's On" ein weiteres Cover und zwar von THE DEVIL'S BLOOD, bei denen Gitarrist Oeds vor deren Auflösung gespielt hat und der seine Extraklasse auch heute Abend unter Beweis stellt. Ein starker Auftakt ins Wochenende.

Schon jetzt ist die Luft in der Location drückend und heiß, was den Bierdurst ansteigen lässt. Kompliment an dieser Stelle an die Thekencrew, die gut drauf ist und sich von der Menschenmenge nicht aus der Ruhe bringen lässt. Wie abwechslungsreich der Abend in musikalischer Hinsicht ist, beweist die nächste Band. STALLION sind große Fans von 80er-Metal im Allgemeinen und SKULL FIST im Speziellen, haben aber irgendwie mehr Biss als ihre kanadischen Faves. StallionDie Band, die ursprünglich aus Sänger Paul und Gitarrist Äxxl besteht, hat sich inzwischen mit drei Musikern, darunter FLESHCRAWL-Gitarrist Oli G., verstärkt und spielt den erst zweiten Gig ihrer noch jungen Karriere. Doch von Lampenfieber oder gar Schüchternheit keine Spur. Die Band wirkt prima eingespielt und man hat den Eindruck, dass sie absolut weiß, was sie da macht. Und das ist eine lupenreine Hommage an den Heavy- und vor allem Speed Metal der 80er - musikalisch wie auch optisch. Zwar gibt es auch die eine oder andere kritische Stimme, die darin nichts anderes als das Aufwärmen altbekannter Zutaten sieht (was auch nicht ganz falsch ist), aber die Spielfreude, mit der STALLION ihr Ding durchziehen, ist einfach mitreißend. Und vor allem können die Jungs richtig gute Songs schreiben. Zu den fünf eigenen Songs der "Mounting The World"-EP und dem ROCK GODDESS-Cover "Heavy Metal Rock 'n' Roll" gesellen sich drei weitere Nummern, die das Niveau locker halten, als Highlights erweisen sich aber vor allem das als Hardrocker startende und zum Ende hin aufdrehende "Give It To Me" sowie die abschließende Speedhymne "Canadian Steele". Geiler Scheiß, der Riesenlaune macht und das Publikum immer wieder zu "STALLION, STALLION"-Rufen animiert - jetzt wird erst einmal eine gute Portion frische Luft benötigt.

Danach ist Schluss mit lustig, denn so vergleichsweise fröhlich STALLION waren, so finster sind DREAD SOVEREIGN bei ihrem allerersten Deutschland-Gig. Das ist die neue Doom-Kapelle von PRIMORDIAL- und TWILIGHT OF THE GODS-Fronter Alan Averill, der hier nicht nur singt, sondern auch den knorrigen Bass bedient. Der schränkt seine Bewegungsfreiheit auf der winzigen Bühne zwar ein, seiner Ausstrahlung schadet das aber nicht im Geringsten. Bei PRIMORDIALs Auftritten agiert er gesten- und mimikreich, doch auch ohne Schminke und stattdessen mit Kapuze bekleidet, geht von dem Mann eine Aura aus, der man sich kaum entziehen kann. Dread Sovereign by Chris Fischer / www.amboss-mag.deSein grimmiger Blick und die Art und Weise, wie er die düsteren Texte intoniert, passen perfekt zur Musik, zum schweren, harten und langsamen Doom, der wegen des treffsicheren Songwritings jedoch nie zu zäh wirkt. Die Band spielt nicht nur die drei Songs der Debüt-EP "Pray To The Devil In Man", sondern mit dem eröffnenden "Cthulu Opiate Haze" und dem abschließenden "Cathars To Their Doom" auch Stücke vom in Kürze erscheinenden Debüt-Longplayer "All Hell's Martyrs". Und als kleine Überraschung sogar noch einen richtig schnellen Song, nämlich ein famos heruntergerotztes Cover von VENOMs "Live Like An Angel, Die Like A Devil" zwischendrin. Die Stimmung während dieses Gigs ist naturgemäß andächtiger, als zuvor, was jedoch kein Gradmesser für die Begeisterung des Publikums ist. Und der Kollege, der STALLION eher kritisch sah, attestiert DREAD SOVEREIGN gar, deutlich besser gewesen zu sein, als TWILIGHT OF THE GODS bei ihrem Gastspiel in Hamburg. Und auch die Tatsache, dass die ersten Reaktionen auf das Debütalbum, das schon an die Presse gegangen ist, überaus euphorisch sind, ist ein Beleg dafür, dass man von DREAD SOVEREIGN wohl noch so einiges erwarten darf.

Die Idee, dem Hell Over Hammaburg eine Warm-up-Show voranzustellen, ist voll aufgegangen. Drei völlig verschiedene Bands sorgen für ausgelassene Stimmung und man hat das Gefühl, einem besonderen Event beigewohnt zu haben. Und weil es so schön war, wird es nächstes Jahr eine Wiederholung geben, an gleicher Stelle am 06. März 2015. Sobald der Vorverkauf begonnen hat, sollte man sich sein Ticket sichern, denn besser kann man in so ein Wochenende gar nicht starten.

Bilder:
DEATH ALLEY: Andreas Schiffmann
STALLION: Torben Moog
DREAD SOVEREIGN: Chris Fischer / www.amboss-mag.de

Andreas Schulz (Info)

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Live-Fotos

Dread Sovereign / Stallion / Death Alley
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