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Gamma Ray / Freedom Call / Secret Sphere - Docks Hamburg - 06.02.2010

Das zehnte GAMMA-RAY-Studioalbum "To The Metal" ist gerade eine Woche auf dem Markt (und mittlerweile schon in den oberen Rängen der deutschen Charts angekommen), da steht auch schon die Bühnenpremiere der neuen Songs an. Und wenn der Startschuss zur mehrmonatigen Europa-Tournee ausgerechnet in der Heimatstadt des Bandleaders fällt, war klar, dass alle kommen würden. Nun ja, fast zumindest, denn ein paar wenige Nasen, Augen und Ohren hätten an diesem arschkalten Februarabend wohl noch ins Docks gepasst.

Als die Italiener SECRET SPHERE als erste Band des Abends die Bühne stürmen, steht man sowieso noch nicht allzu dicht gedrängt. Und wer die Band schon mal live gesehen hat - vielleicht als Support von ASTRAL DOORS - guckt erstmal ziemlich verwundert Richtung Bühne. Denn dort steht hinterm Mikro nicht der kleine Mann mit den Rastazöpfen, der nicht nur als Aktivposten und Blickfang der Band, sondern vor allem auch durch seinen hervorragenden Gesang zuletzt einen so guten Eindruck hinterlassen hat. Des Rätsels Lösung: Sänger Ramon R. Messina ist erkrankt und muss die ersten Gigs der Tour aussetzen. Vertreten wird er durch Alessandro Conti, etatmäßiger Fronter der Landsmänner (und stilistisch ebenso HELLOWEEN-nahen) TRICK OR TREAT. Für diese Umstände macht die Band ihre Sache wirklich gut und auch der Ersatz-Sänger bringt Nummern wie "Welcome To The Circus" erstaunlich routiniert rüber. So konnte die Band trotz ihrer doch recht austauschbaren, symphonischen Spielart nicht weit weg von der Hauptband unterm Strich ein äußerst wohlwollend gestimmtes Publikum hinterlassen.

Wie zu erwarten stieg das Interesse danach aber sofort nochmal deutlich an. Und man kann von FREEDOM CALL ja halten was man will (z.B. dass sie Schunkel Metal spielen), die Band hat ihre Fans und die sind an diesem Abend nicht zu übersehen und schon gar nicht zu überhören. Die Wahl des Supports kann man im Nachhinein nur als gelungen bezeichnen und ist sicher nicht nur alleine durch die Verbindungen zu GAMMA-RAY-Schlagzeuger Dan Zimmermann als Bandgründer von FREEDOM CALL zu begründen (der kürzlich erst durch Klaus Sperling ersetzt wurde). Die Band zieht Leute, das wird an diesem Abend ganz deutlich. Und so werden Nummer wie "United Alliance", "Tears Of Babylon", "Warriors" und "Land Of Light" allesamt stärker abgefeiert als zumindest ich es erwartet hätte und selbst Brandfrisches wie "The Darkness" und "Thunder God" vom neuen Album "Legend Of The Shadowking" hat ein gehöriger Teil des Publikums schon hörbar verinnerlicht. Selbst wenn einem die extrem mitsing-tauglichen Songs zumindest auf Konserve zu süßlich sind, kann man sich den eingängigen Hymnen nicht gänzlich entziehen und erwischt sich schon mal beim Mitschunkeln, zumal die Band in der Live-Version erfreulicherweise einen Zacken härter rüberkommen. Das bayrische Quartett um den Gitarre-spielenden Sänger Chris Bay, der auf der Bühne deutlich die zentrale Figur abgibt und die Fans bis zur speedigen Bandhymne "Freedom Call" (viel dichter an HELLOWEEN und GAMMA RAY geht nicht) fest im Griff hat, dürfte sich in der norddeutschen Metropole so richtig heimisch gefühlt haben.

Trotz der bereits guten Stimmung machen GAMMA RAY mit dem Powerplant-Ohrwurm "Gardens Of The Sinner" dann aber aus dem Stand deutlich, dass der Headlinerstatus an diesem Abend nur einem gebührt. Ein fulminant-knackiger Einstieg, dem ohne große Umschweife mit "Empathy" der erste neue Song folgt. Mit seinem stampfenden Rhythmus und einem hüpfenden Kai Hansen als Anheizer kommt die Nummer bestens an. Der Bandleader macht wie immer einen gutgelaunten, wenn auch im Verlauf des Abends nicht übermäßig gesprächigen Eindruck, wie man es vielleicht bei einem Heimspiel erwartet hätte. Mag aber sein, dass es an der erhöhten Konzentration wegen der neuen Songs und am ersten Konzert der Tour liegen mag - an der spielerischen Klasse der seit mittlerweile über 12 Jahren in dieser Besetzung eingespielten Truppe gibt es auch heute rein gar nichts zu bemängeln. Das heimische Publikum honoriert dementsprechend die kompakte Spielfreude des Vierers und darf sich dabei an einer gelungenen, nicht zu vorhersehbaren Setlist erfreuen. Neben den drei weiteren Neulingen "Deadlands", "Mother Angel" und natürlich der neuen Bandhymne "To The Metal", denen man allen ausnahmslos die Live-Tauglichkeit bescheinigen kann, und altbewährtem wie "Rebellion In Dreamland", weiß man Stammgäste mit weniger oft gespielten Nummern wie "Abyss Of The Void" und "Armageddon" zu beglücken. Zwischendrin darf sich Dan Zimmermann mit einem kurzweiligen Drumsolo der ungeteilten Aufmerksamkeit des Publikums erfreuen, bevor es kurz vor dem Ende im Zugabenteil mit "Future World" doch noch den obligatorischen Kürbishit zum Mitfeiern gibt. Klar, dass sich hier Fanliebling Kai Hansen doch noch mal verstärkt als Mitsing-Animateur betätigt. Danach kommt "Send Me A Sign" auch noch mal richtig fett und dann ist auch schon Schluss, so dass als Fazit bleibt: Es war klasse - aber mit ca. 75 Minuten Spielzeit auch ziemlich kurz. Wenn man den weiteren Tourverlauf verfolgt, stellt man fest, dass die Setlist nicht nur variiert (was durchaus positiv zu bewerten ist), sondern andernorts auch deutlich länger war. Auch wenn man in Hamburg ganz sicher keine enttäuschten Gesichter gesehen hat: Im Nachhinein irgendwie nicht fair, denn von GAMMA RAY in dieser Form hätte man gerne noch mehr gesehen...

GAMMA RAY Setlist:

Gardens Of The Sinner
Empathy
Deadlands
Fight
Abyss Of The Void
Mother Angel
Armageddon
To The Metal
No Need to Cry
Rebellion In Dreamland
Man On A Mission
Future World
Send Me A Sign

 

Lars Schuckar (Info)