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Golem: Black Era (Review)

Artist:

Golem

Golem: Black Era
Album:

Black Era

Medium: CD
Stil:

Modern Death

Label: Eigenproduktion
Spieldauer: 42:13
Erschienen: 2006
Website: [Link]

Mit Respekt vor schon wesentlich länger lebendigen Lehmmenschen aus Deutschland sollten diese Italiener eine Namensänderung in Erwägung ziehen. Davon abgesehen praktizieren sie eine ungleich weniger einzigartige Spielweise des Death Metal, deren Inspiration man vornehmlich in Göte- und Helsingborg verorten kann. Borg? Star Trek? - Weil sich immer mehr Bands in Schweden ihre Musik zusammensuchen, kann man allmählich und fürwahr von einer eigenen Spezies sprechen: Wie entgehen also GOLEM diesem kollektiven Einheitsbrei? – Antwort: Gar nicht und doch ein wenig.

Zunächst beeindruckt die Eigeninitiative der Gruppe, sich bereits zum vierten Mal ohne Labelunterstützung zu präsentieren – und dies in professioneller Form, die manchen Vertragskünstler aussticht. Damit ist weniger die digital generierte Layout-Hässlichkeit gemeint, sondern vor allem die spielerische Kompetenz der Gitarristen. Der Bass bleibt genregemäß unerheblich im Soundbild, und Porcello gibt sich hinter den Kesseln keine Blöße.
Im besten Sinne hektisch beginnt das Album, entgegen des Konzeptes allerdings weniger futuristisch als erwartet. Strophen werden zwar häufig mit smartem Grollen und Rhythmusgitarren-Einwürfen im Stile Soilworks arrangiert, doch die Melodien sind traditioneller Natur. Nur in „The Dark Passenger“ überantwortet man sie dem im Lineup nicht vorhandenen Keyboarder; das Tasteninstrument ist darüber hinaus nur sporadisch für atmosphärische Flächen verantwortlich. Klaren Gesang gibt es wohl, jedoch bloß marginal in Form von „Ohoh“-Lautmalereien im Opener und ansonsten meist als Dopplung über De Bellis eintönigem Grunzen. Nur im Abschlusstrack tönt er verständlich wie ein heiserer Chuck Billy.

„Like A Cage“ ist vergeblich auf den melodisch zu kruden Refrain ausgerichtet, doch generell besteht der Vorwurf des kalkulierten Einsatzes cleaner Vocals nicht. Dafür sind GOLEM zu stark auf die instrumentale Komponente ausgerichtet. Dies geht zu Lasten der Eingängigkeit – die Stücke sind alle sinnig strukturierte Nicht-Hits. Die Vorliebe der Südländer für klassisch Britisches äußert sich im Doppel „World of Lies“ und „Murder God“, wenn typische Twin-Harmonies auf zeitgemäße Grooves und dezente rhythmische Querschläge treffen. Das Solo-Abklatschspiel ist durchweg begeisternd und zeigt das Sechssaitentandem mit verschiedenen Spielkulturen ihres Instruments vertraut – vom furiosen Shredding über kreatives Skalenspiel bis zum Feeling-Vibrato. „Metal Holocaust“ ist das Glanzstück der Platte – nach anfänglicher Raserei auf annähernd early-Dark-Tranquillity-Niveau hetzt das Quartett von einem Leadbreak zum folgenden. Die Energie und erfolgreich bemühte Abwechslung innerhalb der melodischen Death-Ausrichtung lässt ebenfalls die besten Zeiten von In Flames Revue passieren. „Enemyself“ – zuerst derbe, dann wabernd und endlich durchgehend vorantreibend - darf als Versuch ausgefallenen Songschreibens gelten; „Ezechiel 25:17“ schließlich ist der namensgebende Bibelvers, rezitiert als Filmsample. Nach Enola Gays „Who’s My God“ darf dieser Pulp-Fiction-Moment ein weiteres Mal im Metal-Kontext erscheinen.

Positiv an „Black Era“ ist außerdem die fehlende prollige Attitüde, welche Anderen durch Nu-Metal-Parts und Dicke-Hosen-Gebrüll anhaftet. Man fragt sich, warum hier noch keine Plattenfirma Interesse gezeigt hat...

FAZIT: Den Fixpunkten des modernen Melodic Death sind GOLEM an Kompaktheit unterlegen, aber ebenbürtig in Punkto Produktion sowie hinsichtlich handwerklicher Fähigkeiten – wenn nicht gar überlegen. Da ist noch reichlich Luft nach oben, wohin die Italiener sicher wachsen, wenn sie am Ball bleiben.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 3602x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • Ever Been To Hell
  • Ezechiel 25:17
  • Black Era
  • The Dark Passenger
  • Metal Holocaust
  • Like A Cage
  • World of Lies
  • Murder God
  • Enemyself
  • Indifference
  • Spirits

Besetzung:

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