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King 810: Memoirs Of A Murderer (Review)

Artist:

King 810

King 810: Memoirs Of A Murderer
Album:

Memoirs Of A Murderer

Medium: CD
Stil:

Nu/Modern Metal

Label: Roadrunner/Warner
Spieldauer: 67:54
Erschienen: 15.08.2014
Website: [Link]

Flint im Bundesstaat Michigan wird seit der Schließung der großen Automobilwerke von General Motors und vieler Zulieferbetriebe in den Medien gerne als warnendes Beispiel einer verfehlten industriellen Monokultur dargestellt. Kein Wunder, wenn 26% der Einwohner unterhalb der Armutsgrenze leben, fast 38% der unter 18-Jährigen zu den Armen gehören und 40% der Immobilien leer stehen. Dass ein solches Umfeld Brutstätte für Gewalt und Verbrechen ist, verwundert niemanden. Aus eben dieser Stadt (die auch den Beinamen The 810, das ist die regionale Telefonvorwahl, trägt) kommen KING 810 und um deren Debütalbum "Memoirs Of A Murderer" wurde im Vorfeld schon unnötig viel Wirbel gemacht.

Dass das Label die Hintergründe werbewirksam ausschlachtet, ist angesichts der Tatsache, dass Sänger David Gunn selbst schon Opfer von Gewalttaten wurde, ebenfalls nicht verwunderlich. KING 810 greifen die Gewalt, die in Flint vorherrscht, in ihren Songs auf, indem sie die Geschichte eines Mörders erzählen. Aufgesplittet in drei Teile, wird die Geschichte in Zusammenhang mit Freuds psychoanalytischer Persönlichkeitstheorie, in der die drei Elemente der Persönlichkeit – das Es, das Ich und das Über-Ich – zusammenarbeiten, um komplexe menschliche Verhaltensweisen zu kreieren, gestellt. Das hört sich hochtrabender an, als das musikalische Ergebnis letztlich ist.

Dass sich im Jahre 2014 eine Newcomerband dem beinahe ausgestorbenen Subgenre des Nu Metals widmet, ist ein bisschen überraschend. Gut, Slipknot und Korn gibt es ja immer noch und die Anhänger dieser beiden Bands dürften Zielgruppe von KING 810 sein. Tiefgestimmte Gitarren und fette, oft tanzbare Grooves herrschen vor, sonderlich außergewöhnlich ist die musikalische Darbietung über weite Strecken jedoch nicht. Herausstechendes Merkmal ist dabei jedoch Gunns Gesang. Er versucht, den irren Mörder auch gesanglich darzustellen, er brüllt also nicht nur herum, sondern schreit, wimmert, jammert, geifert und spuckt förmlich ins Mikro - kann aber in den ruhigeren Stücken auch ganz ordentlich "normal" singen. Jedenfalls ist die Weirdo-Darstellung über weite Strecken gelungen, in den Spoken-Word-Stücken "anatomy 1:2" und "anatomy 1:3" mitunter gar ziemlich eindringlich.

In Sachen Songwriting überzeugen in erster Linie die Songs, die tatsächlich auch ein bisschen Hitcharakter haben. Mit dem Opener "Killem All", dem tanzbaren und dezent an Marilyn Manson erinnernden "desperate lovers" sowie "Fat Around The Heart", dass sich schnell zum Ohrwurm entwickelt, sollte es dem DJ in Clubs mit modernem Rock-Programm durchaus gelingen, die Leute auf die Tanzfläche zu locken. Dass Rammstein auch bei KING 810 Eindruck hinterlassen haben, hört man dem Riff von "boogeymen" an, "treading and trodden" weist Korn als Einfluss aus. Für Abwechslung sorgen akustische Nummern wie "Take It" und das abschließende "State Of Nature", die zwischenzeitliche Streicherkitschballade "devil don't cry" ist dagegen überflüssig. Weil sich zwischendrin auch immer wieder vergleichsweise belanglose Songs finden, ist "Memoirs Of A Murderer" mit seinem fast 68 Minuten deutlich zu lang geraten, besonders im letzten Drittel herrscht weitestgehend Langeweile vor.

FAZIT: Was man von dem vor Gewalt triefenden textlichen Konzept hält, ist Geschmackssache. Mitunter wird es eindringlich umgesetzt, manchmal wirkt es aber auch einfach nur effektheischend. Musikalisch ist das Album jedoch überraschungsarm und steil gehen dürften eigentlich nur Leute, die den Nu Metal und Slipknot immer noch für das Geilste seit Erfindung der E-Gitarre halten. Vielleicht gibt es davon in den USA prozentual mehr, als hier in Deutschland, aber man darf ernsthaft bezweifeln, dass KING 810 bei uns durchstarten werden. Gerechtfertigt wäre es zudem auch nicht.

Andreas Schulz (Info) (Review 4619x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 8 von 15 Punkten [?]
8 Punkte
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Tracklist:
  • Killem All
  • Best Nite Of My Life
  • Murder Murder Murder
  • Take It
  • Fat Around The Heart
  • treading and trodden
  • anatomy 1:2
  • eyes
  • desperate lovers
  • boogeymen
  • devil don't cry
  • anatomy 1:3
  • Carve My Name
  • War Outside
  • Write About Us
  • State Of Nature

Besetzung:

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