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Machine Head: Bloodstone & Diamonds (Review)

Artist:

Machine Head

Machine Head: Bloodstone & Diamonds
Album:

Bloodstone & Diamonds

Medium: CD/LP/CD+DVD/Download
Stil:

opulenter Groove/Thrash Metal

Label: Nuclear Blast
Spieldauer: 70:51
Erschienen: 07.11.2014
Website: [Link]

MACHINE HEAD haben es nicht leicht. Warum? Weil sie so unverschämt gut sind. Schmissiger Ausdruck, ausführliche Erklärung: wer es mit Album Nr. 6 schafft, nach „Burn My Eyes“ ein weiteres Meisterwerk auszubrüten, hat eigentlich schon gewonnen, wer sich aber mit dem Nachfolger mehr als achtbar aus der Zwickmühlenaffäre zieht, der gehört zu den Besten. Doch am Nachnachfolger lässt sich sehr gut ablesen, worüber die Amis letztendlich stolpern könnten.

Schon Anfang 2013 (kurz vor dem Rausschmiss von Bassist Adam Duce) verkündete Robb Flynn freudig, dass MACHINE HEAD bereits an neuen Songs arbeiten. Zur Erinnerung: "Unto The Locust" betourte man bis Ende August 2014. Leicht nervös wurde die Szene aber erst, als die US-Tour mit CHILDREN OF BODOM, EPICA und BATTLECROSS unter Eröffnung einiger Nebenkriegsschauplätze abgesagt wurde, um letzte Hand an das Album zu legen. Der Releasetermin wird zwar dadurch eingehalten, die so schon peinlich genauen Kritiker dürften aber erfolgreich angestachelt worden sein.

Bei all der Hektik erstaunt es dann schon, dass MACHINE HEAD ein aufwändiges (Marketing-)Konzept um "Bloodstone & Diamonds" gestrickt haben. Trailer und Musikvideos unterstützen die detaillierten Artworks, Bonus-Editionen bieten von einem umfangreichen Mediabook bis zur passenden Gitarre (!) alles, was das Herz begehrt. Auch der Name und die fast ausgereizte Spiellänge von knapp 71 Minuten deuten darauf hin, das „Bloodstone & Diamonds“ ein Album für die Ewigkeit sein soll.

Da passte es der Band natürlich gar nicht ins Konzept, dass das Eröffnungsdoppel 'Now We Die'/'Killers & Kings' schon Wochen vor der Veröffentlichung geleakt wurde. Sie nahmen es aber professionell und gaben die Songs ganz offiziell zum Download frei. Das Album beginnt programmatisch mit Streichern, die angenehm dosiert und an den richtigen Stellen eingesetzt werden. Bis auf den ruhigen, mit Pianoklängen unterlegten Mittelteil ist 'Now We Die' ein guter, im Midtempo gehaltener MACHINE HEAD-Song, der allerdings nicht ganz so hitverdächtig daher kommt, wie der Großteil des Vorgängers. Auf dem hatten die Amis wenigstens erkannt, dass sie die hohe Schlagzahl an vorzüglichen Riffs auf „The Blackening“ unmöglich werden halten können und trotz aller Experimente einen weitaus aufgeräumten Ansatz gewählt. 'Killers & Kings' wiederum ist der einzige Song, der ohne großen Firlefanz auskommt, der aber einfach nicht so richtig zünden will.

In 'Ghosts Will Haunt My Bones' kommen noch mehr Trademarks zum Zug. Das groovige Hauptriff versucht sich an der Einmaligkeit von 'Halo' und dem typischen Einsatz von Harmonics wird sogar ein ganzes Riff gewidmet, aber trotz der wütenden Vocals von Robb Flynn bleibt der Song zu zahm. Schon besser macht sich 'Night Of Long Knives', der über ein großartiges Hardcore-Riff und für die Band untypische Blast Beats verfügt, jedoch zugunsten eines kompakteren Eindrucks auf einige Schlenker hätte verzichten können. Aber das alles ist verschmerzbar, beim Rest gestaltet sich das schon schwieriger.

‚Sail Into The Black‘ bringt es auf 8 ½ Minuten und folglich geht man davon aus, dass das durchaus interessante, epische Intro wie in den meisten Songs nach spätestens zwei Minuten abgehandelt ist. Bis hier zum ersten Mal die Instrumente ins Spiel kommen (und Neubassist Jared MacEachern nicht zum ersten Mal glänzen darf), dauert es jedoch über vier Minuten und auch die restlichen vier Minuten haben wenig mit einem klassischen Lied zu tun. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Band live nicht an dieser Nummer versuchen. Das nächste Intro folgt auf dem Fuße, nimmt zum Glück nur eine Minute ein und unterstützt ‚Eyes Of The Dead‘ weitaus nachvollziehbarer. Auch hier gilt: gut, aber nicht wirklich herausragend. Es fällt zudem zunehmend auf, dass sich die meisten Stücke in ihrem Aufbau ähneln. Intro – Song – ruhiger Mittelteil – Solo – Breakdown; und Robb Flynn schreit sich wütend die Seele aus dem Leib. Das klingt alles ambitioniert, aber eben nicht überzeugend.

Neue Pfade betreten MACHINE HEAD auch in ‚Beneath The Silt‘, dessen ultra tief gestimmtes Groove-Riff eher an DOWN erinnert und relativ schnell auf den Punkt kommt. Aber irgendwie wirkt das Stück unfertig, der Pre-Chorus engagierter als der eigentliche Refrain. Immerhin besser als das gruselige ‚In Comes The Flood‘, das den Einsatz von Klassik auf die Spitze treibt. Nach dem bedeutungsschwangeren Streicher-Intro versuchen sich selbst die Gitarren an Motiven aus der Klassik, der Song selbst bleibt relativ unspektakulär. Erschreckend ist hingegen mit welcher Inbrunst die Band mit christlichen Motiven versucht, den eigenen Landsmännern und –frauen ins Gewissen zu reden.

‚Damage Inside‘ ist die erste, lupenreine Ballade in der Bandgeschichte, bleibt aber hinter dem ähnlich klingenden Beginn von ‚Darkness Within‘ von „Unto The Locust“ deutlich zurück. ‚Game Over‘ gehört ebenfalls in die Kategorie „zu lang“ und „zu umständlich“, da die Riffs und auch der Refrain an sich wirklich gut sind, aber viel zu lang um sich selber kreisen. ‚Imaginal Cells‘ ist ein weiteres Zwischenspiel, das auf den Spuren von MUSEs ‚Unsustainable‘ wandelt. Zum Glück gibt es keinen Dubstep, dafür ist man sich aber nicht ganz so sicher, ob MACHINE HEAD das kritisieren, was sie da von Dritten aussprechen lassen oder ob sie selber an die Apokalypse und die Kraft der „imaginal cells“ glauben. Zum Abschluss gibt es das stampfende ‚Take Me Trough The Fire‘, das aber nichts Aufregendes mehr auszusagen hat.

FAZIT: „Bloodstone & Diamonds“ klingt opulent und monströs, aber leider auch überladen und überfordernd. MACHINE HEAD wollten ein monumentales Meisterwerk schreiben, haben dabei aber den roten Faden vergessen. Das Album und die meisten Songs sind nicht schlecht, wirklich herausragend ist aber nichts. Die Band hat viele Ideen, weiß jedoch an wichtigen Stellen nicht, wann es genug ist mit dem Pathos und dem Kitsch. Die Amis stolpern also letztendlich über sich selbst, was nach der Geschmackssicherheit der letzten Jahre kaum zu vermuten war.

Norman R. (Info) (Review 8356x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 9 von 15 Punkten [?]
9 Punkte
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Tracklist:
  • Now We Die
  • Killers & Kings
  • Ghosts Will Haunt My Bones
  • Night Of Long Knives
  • Sail Into The Black
  • Eyes Of The Dead
  • Beneath The Silt
  • In Comes The Flood
  • Damage Inside
  • Game Over
  • Imaginal Cells
  • Take Me Through The Fire

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
Kommentare
THRAHSIT
gepostet am: 16.11.2014

User-Wertung:
5 Punkte

kitschiger Neo Thrash. Ich weiss sowieso nicht was alle an der Band so gut finden, ich kann auch mit The Blackening nichts anfangen, da ist alles in die Länge gezogen, das Gitarrenspiel ist eintönig und irgendwie passt diese Mischung aus Thrash und Soilwork,Slipknot nicht.. Burn my eyes bleibt das einzige Machine Head Album welches ich hören kann
Thomas
gepostet am: 19.11.2014

User-Wertung:
14 Punkte

Machine Head eine feste größe der letzten Jahren was die etwas härtere Metalmusik betrifft sind zurück.3 Jahre nach ihrem Überalbum "Into the Locust" nun der Nachfolger,das Album muß es zwangsläufig schwer haben die Erwartungen zu erfüllen.Machine Head haben keine Kopie vom Vorgänger rausgehauen sondern etwas eigenständiges gemacht.Ich finde das neue Album Klasse,man kann also auch 8 Minuten Songs in diesem Genre machen ohne das es langweilt,ob es nun überladen ist, ich weiß es nicht.Meiner Meinung nach ein Album fast ohne Schwachpunkte das gut ins Gehör geht.Ich denke da ist etwas geniales rausgekommen.Selbst das etwas ruhige Sail into the black stört nicht auf dem Album.Einzig "Dasmage inside" ist nicht so mein Ding.Meine Highlights sind "Now we die" Ghost will hount my bones""In comes the Flood""The Night of the long knives"und Game over"Musik ist ja immer Geschmackssache aber Machine Head sind im Gegensatz zu In Flames nicht abgesoffen.Weiter so
Stefan
gepostet am: 06.05.2016

10/10 für das Review. Ich hab die Scheibe zwar schon ewig nicht mehr gehört, aber ich glaub das Review triffts genauf auf den Punkt. Hab MH letztens Live gesehen und das ist mMn nur noch -wenn auch auf extrem gut gemacht- "Show". Mir fehlt da was überraschendes. Unto the Locust hat mich da noch ziemlich geflasht...
Niels
gepostet am: 07.11.2022

User-Wertung:
15 Punkte

Immer wieder überraschend bis ärgerlich, wie "Puristen" verreissen, was über ihre Vorstellungen hinaus geht - und ein despektierliches "Neo"-Dingenskirchen kategorisieren. (Betrifft also den Rezensenten weniger als den Kommentierer). Ich komme zugegebener Maßen nicht aus der Metal-Ecke (Growl-Allergie) und hab vor ein paar Jahren auch erst mit der späten Entdeckung von Burn My Eyes begonnen, mich mit Machine Head zu beschäftigen. Aber ich habe den Vergleich des (zu Recht) vergötterten Debuts mit den Nachfolgewerken. Machine Head haben sich einfach positiv weiter entwickelt und bieten hier das für mich perfekte Maß an Verspieltheit und Pathos auf die immer noch vorhandene knackige Basis. Grandioses Album
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
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