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Le Magnetophone: Qualitätsmanagement (Review)

Artist:

Le Magnetophone

Le Magnetophone: Qualitätsmanagement
Album:

Qualitätsmanagement

Medium: CD
Stil:

Post-Singer/Songwriter

Label: Innerlich Elvis
Spieldauer: 42:21
Erschienen: 05.02.2016
Website: [Link]

Eigentlich möchte man der siebenköpfigen, jungen Band aus dem Brandenburg des Westens (Saarland), die sich ihre eigene Schublade namens Post-Singer/Songwriter verpasst hat, zurufen: „Weiter so, Leute, ihr seid auf dem richtigen Weg mit eurer Mischung aus etwas Rap, viel Songwriter, etwas Post-Rock und deutsch-intellektuellen Texten!“
Nur würde man ihnen damit einen Gefallen tun?
Ich glaube nicht!
Denn genau das „Qualitätsmanagement“, über welches sie mit größtenteils bissig-sarkastischen Texte singen, fehlt der Musik auf diesem Album.
Manchmal erscheinen selbst die Texte regelrecht depressiv, wenn wir zum Beispiel erfahren: „Wir befinden uns in den misslichsten aller misslichen Lagen, nur ein Weltkrieg kann uns noch retten!“ („Hans Dieter Xylophon“) oder „An vertäfelten Wänden hängt ein toter Dachs! Doch wir sollen bodenständig bleiben.“ („Hard Rocks“)

Schaut man sich die fb-Seite von LE MAGNETOPHONE (Wer bitteschön vermutet hinter solchem Bandnamen deutsche Texte?) genauer an, findet man eine weitere Charakterisierung dessen, was sie uns auf „Qualitätsmanagement“ als Musik „ohne stilistische Maxime“ verkaufen wollen: „Deine erste Liebe, Deine erste Trauer, Staubsaugervertreter & Familienfeste. LE MAGNETOPHONE klingen wie das wütende Herz Deines Alltags.“ Ergänzen sollte man noch, dass auch junge Eltern und ihr Frust beim Elternsein jede Menge Erwähnung finden. Wütendes Herz!? Oder vielleicht doch nur Frust-Abbau über Musik?

LE MAGNETOPHONE machen einen eher wütend, als dass sie unser Alltags-Herz ein wenig entspannter schlagen lassen. Natürlich ist „Scheiße“ ein wunderschönes Wort. Hört man es aber zu oft auf einem Album, dann ist dies wortwörtlich nur für den Arsch. Diesen Vorwurf muss sich der wirre, seltsame Musik-Mix, bei dem in erster Linie nur die deutschen Texte relativ stimmig sind, gefallen lassen. Dieses Sammelsurium an deutschsprachigem Tralala plus einem gemeinsamen Hip-Hop-Ausflug mit TRIP auf „Hard Knocks“, dem im Grunde auch nicht der intensive Einsatz von Banjo, Geige, Glockenspiel und selbstgebautem Flaschenschlagzeug viel nützt, packt einen nur in ganz seltenen Momenten, wie bei der Ballade „Martin“, die dann noch ein überraschendes, krachendes Ende bekommt. Doch selbst dieses Lied krankt an einem wenig stimmigen Text. Das ganze Album aber krankt an wenig einfallsreichen bis höchst nervenden Kompositionen.

Trotzdem kommt hier noch meine Lieblingsstrophe aus „Mammutbaum 1“, einem - genauso wie auch „Mammutbaum 2“ - im Wohnzimmer als Demo aufgenommenem Liedchen, begleitet von akustischer Gitarre und „Wohnzimmer-Störgeräuschen“:
„Hast du in die Kabine geschissen
in der Boutique von Gil Sander?
Ich hätte Verständnis dafür
unter uns Punker!“

„Therapierte Therapeuten“ weist uns dann noch einmal darauf hin, dass die besten Patienten der (Kinder-)Psychologen wohl sie selber sind. Das ist doch nun wirklich nichts Neues. Nur sollte man nicht erst einmal die Eltern therapieren, die wegen jedem Mückenschiss ihre Kinder dorthin schleppen, um eigenes Versagen mit dem ADHS-Ergebnis ihres Kindes zu rechtfertigen? Das hätte mehr, als diese textliche Psycho-Plattitüde.

In „Der größte Puff Europas“ geht‘s dann sogar an‘s Eingemachte, an‘s Post-Rock-Eingemachte mit krachenden Gitarren und hämmerndem Schlagzeug, die nach anfänglich ruhigen Passagen wie ein Gewitter über den Hörer einbrechen. Im Grunde der am wenigsten misslungene Song auf „Qualitätsmangement“.

FAZIT: Wenn man ehrlich ist, passt das am häufigsten in der Musik von LE MAGNETOPHONE verwendete Wort auch zu ihrer Musik. Die sieben, sich arg zurückhaltenden Musiker aus Deutschland erzählen von Frust geprägte Geschichten in ihren Liedern, deren Reiz höchsten in ihrer Einfachheit und Unprofessionalität liegt. Nur muss man deswegen wirklich gleich eine CD damit aufnehmen? Mehr Zeit, mehr Ideen, bessere Kompositionen und klangvollere Texte sollten für das nächste Album zwingende Voraussetzung sein!

PS: Nicht umsonst scheinen die Musiker von LE MAGNETOPHONE ihren Namen auf der CD nicht preiszugeben. Dafür aber darf man lesen, wer das Cover gestaltet hat - mit das Beste an dieser CD: Lisa Kistner.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3793x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 4 von 15 Punkten [?]
4 Punkte
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Tracklist:
  • Qualitätsmanagement
  • Dorf im Herbst
  • Hard Knocks (feat. TRIP)
  • Brunchen
  • Martin
  • Mammutbaum 1
  • Therapierte Therapeuten
  • Der größte Puff Europas
  • Hans Dieter Xylophon
  • Mammutbaum 2
  • Städte von weitem

Besetzung:

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