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Weites Luftmeer: Siebenunddreißigachtundvierzig (Review)

Artist:

Weites Luftmeer

Weites Luftmeer: Siebenunddreißigachtundvierzig
Album:

Siebenunddreißigachtundvierzig

Medium: LP/Download/Limitiert
Stil:

Psychedelic, Shoegaze, Electronics, Post-, Doom-, Kraut- und Space-Rock, alles rein instrumental

Label: Tonzonen Records
Spieldauer: 37:48 Download: 51:00
Erschienen: 04.11.2016
Website: [Link]

Willkommen zum musikalischen Dramen-Dreieck, angeregt durch die aktuelle Veröffentlichung aus dem Hause „Tonzonen Records“!

Intro:
„Unsere Herzen schlagen für verzerrte Gitarren und psychedelische Musik der Sixties & Seventies!“ (WEITES LUFTMEER)

Steigende Handlung:
Große Freude ist angesagt, wenn ein neues, dickes LP-Paket von Tonzonen Records beim Kritiker einflattert, denn in diesem Paket verbirgt sich immer – so viel ist gewiss – eine überraschende, liebevoll gestaltete, streng limitierte, in farbigem Vinyl gehaltene und mit einigen verlockenden zusätzlichen Beigaben sowie einem Download-Code versehene LP mit meist krautrockig-psychedelischer Musik von einer deutschen Band, die man bis dato (meistens) noch nicht kannte und deren Musik, sowie man das farbige Vinyl-Prachtstück auf seinem Plattenteller drehen hat, kleine Begeisterungsstürme auslöst. Vorausgesetzt natürlich, man kann sich für alles, was sich in den 60ern und 70ern psychedelisch verkrautetete oder hardrockend progressivierte begeistern, auch ohne sich gleich mit irgendwelchen Drogen vollpumpen zu müssen.
Und was soll ich sagen, bzw. schreiben, auch bei der neusten Tonzonen-Veröffentlichung trifft diese vorhersehende Erwartung voll und ganz zu.

Höhepunkt:
WEITES LUFTMEER kannte ich jedenfalls bisher noch nicht!
Und nachdem bei der vorherigen Tonzonen-Records-Veröffentlichung AUTUMN OF PÆKWARD (Mit denen wir aus lauter Verrücktheit & Begeisterung sogar ein Interview führten!) aus dem tiefen Osten, nämlich Leipzig, kamen, geht es nun mitten hinein in den wilden Westen, genau in die Stadt, in der man nicht nur mit Leidenschaft Lederhosen trägt und Oktoberfeste feiert, sondern auch gerne ehemalige inhaftierte Steuersünder zu Präsidenten macht. Im Fußball natürlich nur. München hat eben viel zu bieten – doch die musikalischen Delikatessen von dort sind mir doch deutlich lieber, als die kleidungstechnischen, feierlichen, betrügerischen und fußballerischen.

Siebenunddreißigachtundvierzig heißt das Album von WEITES LUFTMEER und sagt nicht etwa den Preis für das kommende Maas Bier auf dem Oktoberfest voraus, sondern die Gesamtspielzeit an instrumentalem Shoegaze-, Psyche-, Space- und Kraut- sowie Electronic-Rock, die uns über zwei LP-Seiten lang begleitet.

Vier instrumentale Stücke – pro Seite zwei – erwarten uns, die sehr unterschiedlich sind und in erster Linie begeistern, aber mitunter (recht selten) auch durch ein wenig zu intensiv ausgelebte, stark Jam-Session-basierende Wiederholungen etwas langweilen.
„Isosceles“ legt sich ordentlich ins Post-Rock-Zeug mit verzerrten Gitarren – das Marken- und Erkennungszeichen von WEITES LUFTMEER – und baut ordentlich Spannung auf, die dann in „Buoyancy“ unmittelbar wiederaufgegriffen werden, aber eben in diesem Achteinhalbminuter sich an einem Riff abarbeiten, das sie zwar vom Tempo her variieren, aber nicht vom Rhythmus. Dafür wird hier aber statt dem Post-Rock, eine Form von Space-Rock als musikalische Grundierung verwendet, was wiederum sehr reizvoll ist und den Eindruck bestätigt, dass alle vier Instrumental-Epen trotz Zerr-Gitarren-Basis stilistisch sehr unterschiedlich ausgerichtet sind.
Mit „Trail Of Thoughts“, dem mit über elf Minuten längsten und zugleich ungewöhnlichsten Stück des Albums, auf dem ruhige Ambient-Klänge und Electronics dominieren, die durchgängig von einem Schlagzeug und Space-Gitarren, welche erst zwei Minuten vor dem Ende sich zu verzerren beginnen, begleitet werden, ist zugleich auch dessen Höhepunkt erreicht, um dann mit „Oxykotin“ dem Album einen rockigen Abschluss zu verpassen, der sich irgendwo zwischen UFO und BLACK SABBATH ein düster-bedrohliches Doom-Plätzchen einrichtet.
Ein WEITES LUFTMEER geht so auf einem schönen magenta-farbenen und auf 300 Stück, bzw. schwarz-farbenen und auf 200 Stück limitierten, Vinyl-Tonträger zu Ende.

Fallende Handlung:
Allerdings sollte man unbedingt auch den auf dem beiliegenden Kärtchen angebotenen Download wahrnehmen, denn dahinter erwartet uns eine gehörige Überraschung, nämlich ein fünfter Song, der wohl seiner Länge wegen (13 Minuten und 12 Sekunden) nicht mehr mit aufs Vinyl gepasst hat. Auch hätte dann das Album ja einen anderen Titel erhalten: „Einundfünfzig“ - na ja, das wirkt auch nicht so kryptisch wie „Siebenunddreißigachtundvierzig“. Das wiederum sehr elektronische, diesmal aber deutlich dynamischere als „Trail Of Thoughts“, Stück trägt den Titel „Couche Tard“ und passt sich hervorragenden in das gesamte Konzept von „Siebenunddreißigachtundvierzig“ ein!

Lösung und FAZIT:
WEITES LUFTMEER macht genau das, was man musikalisch hinter solch einem geheimnisvollen Namen erwartet: es verfärbt den luftigen, weiten Musik-Meeres-Himmel zwischen feuerrotem Sonnenuntergang und sternenklarem Firmament sowie blauem Horizont und grauen Gewitterwolken zu einer weiten, psychedelischen Klangreise, die unsere Ohren ordentlich durchlüftet und nicht eine Sekunde lang mit Schmalz verkleistert.

Mit „Siebenunddreißigachtundvierzig“ wartet ein wunderschön gestalteter, streng limitierter Vinyl-Tonträger mit vielen zusätzlichen Beigaben auf uns, der mit verzerrten Gitarren, Schlagzeug und Electronics zu einem echten psychedelisch-krautrockigen Instrumental-Erlebnis mit deutlichem Blick zurück in die 60er- und 70er-Jahre wird. Der Aufforderung auf der LP-Klapphülle „Play Loud“ sollte man unbedingt nachkommen, damit die Psyche-Shoegaze-Rakete von WEITES LUFTMEER auch ordentlich abgehen kann!

Outro und PS:
Käuflich gibt es das rare Stück natürlich in seiner ganzen akustischen und optischen Schönheit so nur bei Tonzonen Records – genau hier – zu erstehen. Ein paar gut angelegte Euros mit deutlicher Wertsteigerung bei solch strikter Limitierung!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3424x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
11 Punkte
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Tracklist:
  • Seite A (16:55):
  • Isosceles (8:22)
  • Buoyancy (8:33)
  • Seite B (20:53):
  • Trail Of Thoughts (11:16)
  • Oxykotin (9:37)
  • Download-Bonus:
  • Couche Tard (13:12)

Besetzung:

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