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ASP: zutiefst (Review)

Artist:

ASP

ASP: zutiefst
Album:

zutiefst

Medium: CD/Download
Stil:

Gothic Rock

Label: Trisol / Soulfood
Spieldauer: 55:45
Erschienen: 27.10.2017
Website: [Link]

Alexander “ASP“ Spreng ist mit weitem Abstand der stilsicherste und geschmackvollste Musiker in der deutschen Gothic-Szene und bleibt auch darüber hinaus relevant, weil er dank seines Talents und Könnens, das nicht von ungefähr kommt, sondern auf harte Arbeit rückführbar ist, in nahezu allen künstlerischen Belangen getrost auf Klischees und Kitsch pfeifen darf. In seinem Fall kann man wirklich argumentieren (also nicht wie bei so einigen Kommerz-Kaspern aus Verlegenheit), der Erfolg gebe ihm Recht.

Bei "zutiefst" handelt es sich - das ist kein Geheimnis - um ASPs Rückgriff auf die bekannte Erzählung "Fremder", welche Gegenstand der Chartalben "fremd" und "MaskenHaft" war. Deren stilistische Tradition greift Spreng bereits mit dem zurückhaltend hymnischen Beginn '20.000 Meilen' auf, der trotz federnder Rhythmik versonnen wirkt. Dem gegenüber stehen das eher beschwingte 'Die Untiefen' und das neunminütige Titelstück mit einem besonders packenden Refrain

Das vorherrschende Klangbild kontrastiert kraftvollen Rock nicht mit synthetischen Elementen, sondern vereint beide Seiten zu kunstvollen Mini-Symmphonien. Einzig die 'Mondscheinsirenade' (sic!), durchweg getragen mit reinen Sprechparts, würde auch in einer Schlager-TV-Sendung funktionieren, wäre der hintersinnige Text nicht. Trotzdem ist dieser Track ein verhältnismäßiger Schwachpunkt des Albums. Gezielt gesetzte Synth-Jingles sorgen für ein Mehr an Eingängigkeit, aber der Künstler biedert sich niemandem an, im Gegenteil …

Das teils wavige 'Leviathan' ist vielleicht das Epos schlechthin in ASPs Diskografie, wobei … das seinem Titel alle Ehre machende 'Abyssus 1' lässt sich ebenfalls als Anwärter dafür heranziehen. An anderer Stelle - vor allem im zunächst prosaisch anmutenden Uptempo-Rocker 'Torpedos' - trügt der vordergründige Schein; musikalische Simplizität und lyrischer Tiefgang halten sich stets die Waage. Im theatralischen 'Sog' arbeitet Spreng dann auf einen finalen Klimax hin, den er gewieft mit dem hypnotischen 'BernsteinmeerengeL' vorbereitet hat.

Das düstere 'SonaARta' bringt die einzigen englischen Worte auf "zutiefst" zu Gehör - es sei denn, man legt sich eine der um Bonustracks und mehr erweiterten Versionen des Albums zu …

Auf 9.999 Exemplare limitiert ist die Digibook-Variante mit Heißfoliensilberdruck und Festeinband, die auf zwei CDs verteilt das Studioalbum und 14 Bonustracks enthält, darunter die Konstantin-Wecker-Hommage 'Parole-Poesie' (ASP im Liedermacher-Stil) und das SIMON-&-GARFUNKEL-Cover 'I Am A Rock', ein Mitschnitt von 'Souvenir, Souvernir' von der "Intimus"-Tour und eine besondere Überraschung in Form einer finalen SPIELBANN-Aufnahme: Das Projekt bzw. Sänger Nic Frost interpretierte dazu ASPs 'Reflexionen' und entstellte den Song zwar nicht, verlieh ihm aber eine dezidiert andere Note gegenüber der Originalfassung.

Aufwändiger geht's noch mit dem fadengehefteten Earbook, das dank des größeren Formats von 28cm² auch als Bildband fungiert, der Timo Würz' fulminantes Artwork auf bestmögliche Weise in Szene setzt. Dass es sich um eines von 1.999 Exemplaren handelt, bezeugt ein mit Spotlack beschichtetes und handnummeriertes Echtheitszertifikat. Da wirkt das blaue oder schwarze Doppel-Vinyl mit aufklappbarer Hülle, innen bedruckt und ebenfalls handnummeriert bis zu Exemplar 499, fast schon schnöde.

Wer ganz tief in die Tasche greifen möchte, genehmigt sich das Earbook in einer Box, die ASP ausschließlich im eigenen Webshop anbietet. In ihr findet sich eine dritte CD mit einer fürs Klavier arrangierten Nummer, die der Künstler gemeinsam mit Weggefährte Vincent Sorg eingespielt hat. Parallel zur Veröffentlichung schließlich: eine 10-Zoll-Picture-LP mit den Illustrationen der zwei Singles "20.000 Meilen" und "BernsteinmeerengeL", deren insgesamt vier Stücke komplett aufs Vinyl gepresst wurden.

Könnt ihr albern finden, passt aber zur Opulenz des neu-romantischen Märchen-Horrors von ASP, diesem Gesamtkunstwerk von Mensch, Musiker, Projekt oder was auch immer sonst.

FAZIT: Anders als mit „Verfallen“, das für ASP-Verhältnisse thematisch gewagt war, besinnt sich der Schuster seiner Leisten und reicht eine kontrolliert ausschweifende Scheibe mit narrativem Short-Story-Charakter ein. Krasse Unterschiede zu Alexander Sprengs bisherigem Schaffen sind nicht auszumachen - spannende "Handlung", poetische Texte mit niedrigem Schwulst-Faktor, feinfühlige Melancholie und zackige Härte in schier müheloser Verzahnung, fertig ist ein zeitgemäß-zeitloses Deutsch-Goth-Referenzwerk.

Andreas Schiffmann (Info) (Review 6264x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 12 von 15 Punkten [?]
12 Punkte
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Tracklist:
  • Sturz (Intro)
  • 20.000 Meilen
  • zutiefst …
  • SonaARta
  • Torpedos
  • Leviathan
  • Die Untiefen
  • Abyssus 1
  • BernsteinmeerengeL
  • Mondscheinsirenade
  • Sog
  • Logbucheintrag: 20.000 Meilen
  • Logbucheintrag: zutiefst …
  • Logbucheintrag: SonaARta
  • Logbucheintrag: Torpedos
  • Logbucheintrag: Leviathan
  • Logbucheintrag: Die Untiefen
  • Logbucheintrag: Abyssus 1
  • Logbucheintrag: BernsteinmeerengeL
  • Logbucheintrag: Mondscheinsirenade
  • Epi-Log: Sog
  • Parole-Poesie
  • I Am A Rock
  • Souvenir, Souvenir (Intimus-Version, live)
  • Reflexionen (Spielbann)

Besetzung:

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