Musikreviews.de bei Facebook Musikreviews.de bei Twitter

Partner

Statistiken

Eelst: Yes We Can't (Review)

Artist:

Eelst

Eelst: Yes We Can't
Album:

Yes We Can't

Medium: Download/Do-CD
Stil:

Komplexer, progressiv rockender, humorvoller Ritt durch (fast) alle Musik-Spielarten!

Label: ear Music / EDEL
Spieldauer: 127:24
Erschienen: 03.03.2017
Website: [Link]

„Die beste Band, die ihr noch nie gehört habt!“ - so steht‘s im Promo-Schreiben zu EELST. Und als Kritiker schaltet man bei solcher Anpreisung sofort in den Misstrauens- und Skepsis-Modus:
„Ach ja, diese Übertreibungen kennen wir nur zur Genüge!“
Noch dazu kommt, dass man von EELST wirklich bisher nie etwas gehört hat und sicherheitshalber noch einmal überprüft, ob sich einfach aus Versehen an das Ende des Bandnamens ein „T“ eingeschlichen hat und ein Schreibfehler nur etwas Verwirrung stiftet. Doch wer glaubt, die geheimnisvoll-alternativ-hypnotische EELS-Musik hätte wirklich nichts mit EELST zu tun, der irrt. Denn beide Bands, die um Mr. E alias Mark Oliver Everett aus Washington D.C. und dem italienischen Sextett wohnt eine riesige Kreativität, Kompositionsgeschick und Faszination inne, wie man sie nur ganz selten noch in der musikalischen, viel zu oft dem monströsen Mainstream hinterherhechelnden Moderne zu entdecken vermag.
Aber es gibt auch einen riesigen Unterschied: der progressive Alternativ-Rocker E ist der oft grübelnde, sich in pessimistischen oder traurigen Visionen suhlende Melancholiker, während die Italiener seit einem ZAPPA die progressivsten Humoristen und manchmal frech-fröhlichen Zyniker sind, die so etwa alle musikalischen Stile frei und ohne jegliche Berührungsängste zusammenwerfen: Progressive Rock, Funk, Jazz, Soul, Pop, Psychedelic, Singer/Songwrirter, Klassik, Punk, Reggae, Electronic, Gospel, Country, Big Beat, Samba, Orchestral-Arienhaftes, Folk, Blasmusik … (ab hier bitte beliebig fortsetzen)!

Das stilistische Feuerwerk und die unglaubliche Bandbreite der zum Einsatz kommenden Instrumente auf der über zwei Stunden andauernden Doppel-CD „Yes We Can‘t“, welche bei dem Titel auch noch zur Verarsche des Obama-Wahl-Slogans wird, ist schier unglaublich. Ähnliches hat der völlig verblüffte und zugleich begeisterte Kritiker dieser Zeilen neben besagtem, leider längst zum ewigen Schweigen verdammten ZAPPA - selbst wenn sich sein Familienklan in ordentlicher Resteverwertung bis hin zu jedem rhythmischen Furz erpobt - in ähnlicher Weise nur bei den schlichtweg grandiosen finnischen PEPE DELUXÉ gehört und dabei Stein und Bein geschworen, dass es etwas Ähnliches auf dem Musikmarkt leider nicht zu entdecken gibt.
Großer Irrtum!
EELST jedenfalls sind diesbezüglich die Entdeckung schlechthin – nur wer erwartet denn so etwas direkt aus dem Bunga-Bunga-Mutterland (Dabei liegt das doch gerade in dieser Beziehung so nahe!)? Doch auch ein zarter Blick über den Italo-Tellerrand und das Kramen in den schönsten Musikerinnerungen bringt uns noch zu einer Franco-Musikschüssel progressivster Spielarten musikalischen Wahnsinns namens MÖRGLBL, die auch unter unserer Seite heiß geliebt sind!

Selbst die Verpackung der Doppel-CD und das, egal wie man es dreht, immer irgendwie auf dem Kopf stehende 12seitige Booklet tragen zur neugierig-sprachlosen Verwirrung bei.
Sind EELST zugleich sogar noch eine Art M.C. ESCHER des Rock?
Damit der Hörer aber nicht gänzlich dem Wahnsinn nach zwei Stunden EELST verfällt, gibt es im Booklet zum Glück zu jedem einzelnen Song eine detaillierte englische Erläuterung zu dessen Entstehung. Sogar Musiker von FRANK ZAPPA wirken auf dem Album mit und es ist die pure freche Absicht, als letzten Song ein FRANK ZAPPA-Cover von „Tell Me You Love Me“ zu wählen, auf dem gleich IKE WILLIS mitspielt – als Erklärung dürfen wir dazu im Booklet lesen: „Frank Zappa wrote this song. We have performed it in order to feel we are part of a life cycle. Zappa‘s version is much better than ours. Well? Do you blame us? Isn‘t this shame we feel enough? You are hard-hearted person.“
Hieraus ergibt sich zugleich die Frage, wie wohl Zappa diese Nummer gefallen würde. Und ich verwette meinen Sack und Elios Flöte, dass Zappa EELST sofort als Vorband engagieren würde, nach so viel frecher Perfektion.

Wenn man nun noch weiß, dass EELST eine Abkürzung ist, die für Elio E Le Storie Tese (Elio und die spannenden Geschichten) steht, sind wir auch bei der nächsten hinterfragenden Zappa-These angekommen: „Does humor belong in music?“, die EELST eindeutig mit „Yes!“ (Ohne jegliches „We can‘t“!) beantworten und uns gleich noch eine „Bomba Intelligente“ vor die Füße werfen, welche dann in unseren Ohren hochgeht! Und selbstverständlich wird auch das Weihnachtsfest mit „Christmas With The Yours“ verarscht oder Pop- und Rock-Songs in ihre Einzelstücke und Furzgeräusche zerlegt, zerfleddert und geschreddert, um sie dann in einer speziellen EELST-Version neu und bis zur Unkenntlichkeit zu kreieren.

Und Beifall klatschend muss der Kritiker, nachdem er ohne größere Schäden dieses zweistündige „Bunga Bunga Italia“-Hörerlebnis überstanden hat, der Promo-Schreiben-Formulierung von ganzem Herzen und mit einem Klingeln in den Ohren zustimmen: „Eine Band, die scharf und zynisch wie die SEX PISTOLS ist und wie GENESIS spielen kann, mit unsinnigen Witzen, um ihre Sicht auf Musik, Erfolg und das Leben auszudrücken.“ Unerlässliche Ergänzung dazu – das alles kommt in einem Sound daher, der selbst jeder High-End-Anlage das Letzte abverlangt.

„Yes We Can‘t“ ist ein Glücklichmacher für jeden schrägen Musikfreund mit höchsten musikalischen und klangtechnischen Hörgewohnheiten.

FAZIT: Das Schrägste und zugleich Schärfste und Mutigste, was nach ZAPPA plötzlich und unerwartet direkt aus Italien auftaucht, sich als die „beste Band, die ihr noch nie gehört habt“ beschreibt sowie ihr zappaeskes Doppel-Album „Yes We Can‘t“ nennt, heißt EELST und haut jeden Hörer, der glaubt, musikalisches Genie und kompositorischer Wahnsinn hätten sich mit Zappa endgültig in Richtung Himmel verabschiedet, glattweg von seinem Musikhocker, wenn er den Mut besitzt, sich dieses Album von Anfang bis Ende durchzuhören.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3158x gelesen, veröffentlicht am )

Unser Wertungssystem:
  • 1-3 Punkte: Grottenschlecht - Finger weg
  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
[Schliessen]
Wertung: 13 von 15 Punkten [?]
13 Punkte
Kommentar schreiben
Tracklist:
  • CD 1 (63:01):
  • Milza
  • Ritmo Sbilenco
  • Cartoni Animati Giapponesi
  • Parco Sempione
  • Pippero
  • Gargaroz
  • Come Gli Area
  • Bomba Intelligente
  • Lo Stato A. Lo Stato B
  • First Me, Second Me
  • Mio Cuggino
  • John Holmes (Una Vita Per Il Cinema)
  • Pagàno
  • La Chanson
  • CD 2 (64:23):
  • Plafone
  • Supermassiccio
  • Psichedelia
  • La Canzone Monota
  • Cani E Padroni Di Cani
  • L‘eterna Lotta Tra Il Bene Il Male
  • Heavy Samba
  • Ocio Ocio
  • Il Rock And Roll
  • Caro 2000
  • Christmas With The Yours
  • La Vendetta Del Fantasma Formaggino
  • La Terra die Cachi
  • Tell Me You Love Me

Besetzung:

Alle Reviews dieser Band:

Interviews:
  • keine Interviews
(-1 bedeutet, ich gebe keine Wertung ab)
Benachrichtige mich per Mail bei weiteren Kommentaren zu diesem Album.
Deine Mailadresse
(optional)

Hinweis: Diese Adresse wird nur für Benachrichtigungen bei neuen Kommentaren zu diesem Album benutzt. Sie wird nicht an Dritte weitergegeben und nicht veröffentlicht. Dieser Service ist jederzeit abbestellbar.

Captcha-Frage Vervollständige: Wer anderen eine ___ gräbt, fällt selbst hinein.

Grob persönlich beleidigende Kommentare werden gelöscht!