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Antonio Castrignanò & Taranta Sounds: Babilonia (Review)

Artist:

Antonio Castrignanò & Taranta Sounds

Antonio Castrignanò & Taranta Sounds: Babilonia
Album:

Babilonia

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Ethno-Pop, Weltmusik

Label: Ponderosa Music Records/edel Kultur
Spieldauer: 40:39
Erschienen: 08.04.2022
Website: [Link]

Bereits wenn die ersten Töne auf „Babilonia“ von ANTONIO CASTRIGNANÒ & TARANTA SOUNDS erklingen, wissen wir, dass gleich eine zarte und gleichfalls leidenschaftliche, von Weltmusik und Altertum geprägte, Reise durch den Ethno-Pop beginnt. Eine Reise, die so viele Klangfarben, moderne wie traditionelle Instrumente und Gesänge zu bieten hat, wie ein unberührter Regenwald, den man noch nicht ausbeutet, abholzt oder zu kultivieren versucht.
Doch wozu solche, beim Hören des Albums wirklich im Kopf entstehende Bilder, wenn Castrignanò seine eigene 'Definition' zur Wirkung von „Babilonia“ anbietet: „Es ist mir ein persönliches Bedürfnis, die Quelle zu suchen und jungen Menschen die Musik eines alten Rituals wie der Taranta näher zu zu bringen. Eine Musik voller Leben und Leidenschaft, die mit der Zeit durch Klänge, Farben, Gesichter und Geschichten bereichert wird, immer mehr an Bedeutung gewinnt und sich einer Welt der Gemeinschaft, Emotion und Heilung öffnet – zu Licht wird.“

Leidenschaftliches, das sich in den akustischen Klängen und den oft ekstatischen Rhythmen voller Percussion, aber auch verblüffend an CITY erinnernden Geigen, Flöten, Saz, Akkordeon Gitarren, Bouzuki, Celli und sogar Synthis entfaltet, macht die Grundlage hinter „Babilonia“ aus, während über allem der extrem ausdrucksvolle, laute Gesang thront. Man fühlt sich beim Hören sofort an die urwüchsige Schönheit der Naturvölker erinnert, die ihrem Leben durch den Gesang einen ehrwürdigen, freudvollen Klang verleihen.

Der Album-Opener „Taranta World“ hält gleich den ersten Beweis für diese ungewöhnliche Reise durch die mediterrane Pop-World-Musik parat, denn hier werden doch tatsächlich nach knapp 2 Minuten inmitten der flotten Tanz-Rhythmen Erinnerungen an CITYs „Am Fenster“-Violine wach. Und wer CITY samt dem wohl besten DDR-Song aller Zeiten in Deutschland noch nicht kennt, der kann einem nur leid tun, denn er hat in seiner West-Nische was verpasst. Und zwar mehr als einem, der von guter deutscher Rockmusik spricht, lieb sein sollte. So wie man einen ANTONIO CASTRIGNANÒ nicht verpassen darf, wenn man von richtig guter Musik aus den mediterranen Ländern spricht, die all das an Lebensfreude und Kultur widerspiegeln, was ihnen zueigen ist.

Noch beschwingter geht es in „Menamò“ zu. Ein Song, der sofort an den Tanz von Alexis Sorbas erinnert und „Tunisia“ spielt dann wirklich mit den typisch traditionellen Formen tunesischer Musik, um diese in moderne, wild tanzbare Rhythmen zu überführen, nachdem die Musik als Ballade beginnt, um sich nach und nach zu einer wilden Nummer zu erheben.

Mitunter ist der ein wenig an einen Marktsänger (oder gar Marktschreier) erinnernde Castrignanò-Gesang gewöhnungsbedürftig, sodass es eine gute Idee ist, gleich mehrere Songs auf „Babilonia“ mit Duett-Partnern einzuspielen, wobei der schönste das fantastische Duett mit der gambischen Sängerin Sona Jobarteh „Si Picculina“, das die LP-B-Seite eröffnet, ist, auch weil es beim Einsatz der afrikanischen Harfe, der Kora, die ebenfalls von Jobarteh gespielt wird, deutlich an ALAN STIVELL gemahnt – eine ausgezeichnete Parallele und zugleich das Highlight des Albums.

Aber auch ernstere Themen finden auf dem Album ihren Eingang, wobei wiederum ein Duett, diesmal mit Enzo Avitabile, Sänger von SUD SOUND SYSTEM, hervorsticht. „Masseria Boncuri“ dreht sich um einen Ort, der für den Kampf gegen die illegale Abwerbung von Landarbeitern steht und die Geschichte der Ausbeutung von Feldarbeitern im Salento, in Apulien und überall auf der Welt erzählt.

FAZIT: „'Babilonia' ist keine traditionelle Musik, keine Musik, die es schon einmal gab. Dies ist die Musik von morgen. Sie spricht die Themen und Unsicherheiten an, die uns heute verfolgen, mit einer Sprache, die sich bewusst an die Jugend richtet.“ So drückt es jedenfalls ANTONIO CASTRIGNANÒ aus, wenn er über sein Album „Babilonia“ spricht. Wir nennen es einfach mediterranen Ethno-Pop, der auf den heimatlichen Traditionen aufbaut und auch die traditionellen Instrumente maßgeblich mit einbezieht sowie ausschließlich auf die eigene Muttersprache setzt, aber zugleich mit modernen Rhythmen, namhaften Duett-Partnern und leidenschaftlichen Kompositionen so modern klingt, dass man sich ihr anno 2022 kaum entziehen kann. Weltmusik trifft's nicht, denn auf „Babilonia“ lernen wir ganz neue musikalische Welten kennen.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 2224x gelesen, veröffentlicht am )

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Wertung: 11 von 15 Punkten [?]
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Tracklist:
  • Seite A (18:50):
  • Taranta World (3:41)
  • Oju (4:43)
  • Babilonia (3:13)
  • Nina (feat. Don Rico) (3:42)
  • Masseria Boncuri (feat. Enzo Avitabile) (3:31)
  • Seite B (21:49):
  • Si Picculina (feat. Sona Jobarteh) (4:29)
  • Menamò (5:42)
  • Tunisia (3:51)
  • La Papagna (3:19)

Besetzung:

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