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Sammy Hagar & The Circle: Crazy Times (Review)

Artist:

Sammy Hagar & The Circle

Sammy Hagar & The Circle: Crazy Times
Album:

Crazy Times

Medium: CD/LP/Download
Stil:

Hardrock

Label: Universal Music Enterprises
Spieldauer: 37:16
Erschienen: 28.10.2022
Website: [Link]

„Als wir die Aufnahmen zu 'Crazy Times' begannen, versuchte die Welt gerade, sich aus der Pandemie-Blase zu befreien, in der wir alle gelebt hatten. Der Songtext zu 'Crazy Times“ entstand aus dieser neuen Freiheit, die wir spürten, die sich unglaublich, aber auch ein wenig unklar anfühlte.“ (Sammy Hagar)

Dass wir in extrem verrückten Zeiten leben, wissen wir doch alle. Und jeder kann längst ein Lied davon singen…
...aber keiner kann es so gut wie SAMMY HAGAR auf „Crazy Times“!
Denn wenn Hagar seine Stimme erhebt, mit der er auch den Bands VAN HALEN oder MONTROSE und CHICKENFOOT zu Weltruhm verhalf, dann wird’s bei diesem rauen Organ vor Ehrfurcht um ihn herum still.

Damit seine Stimme nicht ungehört verklingt, sondern weiterhin in einem Bandkontext auftaucht, nennt sich seine jüngste 'Supergruppe' THE CIRCLE, mit der er nunmehr die verrückten Zeiten heraufbeschwört und gleichzeitig 'abwatscht'. Auch wenn das Album nicht wirklich verrückt, sondern eben waschecht nach dem Hardrock-Shouter SAMMY HAGAR klingt und oft an die Heldentaten seiner vorherigen Bands erinnert. Hagar ist wie der Schuster, der bei seinen Leisten bleibt, aber trotzdem nicht übersieht, dass sich manchmal auch die Mode etwas ändert. Darum ging er die verrückten Zeiten in seiner Musik auch mit einem völlig neuen, aber hochgradig verehrten Produzenten an – dem achtfachen Grammy-Preisträger Dave Cobb, was für die Band und das Album doch einiges veränderte: „Bevor ich mit Dave ins Studio ging, hatte er mir gesagt, dass er das Beste meiner Karriere auf dieser Platte hören wollte, und dass er mich nicht aus dem Studio lassen würde, bis ich alles aus mir herausgeholt habe.“

Nun also liegt endlich auch die LP-Version von „Crazy Times“ vor und der Hörer darf sich gerne seinen eigenen Reim darauf machen, ob wir hier 'das Beste' von SAMMY HAGAR zu hören bekommen.
Aus Sicht des Kritikers nicht unbedingt – aber das Gute bekommen wir von Hagar, der auf kuriose Weise einem Umweltaktivisten ähnlich halbnackt auf dem Cover posiert, auf jeden Fall geboten. Soundtechnisch aber darf man gerne vom besten Hagar-Album sprechen.

Womit wir wieder beim Thema wären...
Oh ja, irgendwie, irgendwo und irgendwann sind die Zeiten ja tatsächlich so verrückt, dass sie einen in erster Linie (nur noch) ziemlich traurig machen. Wenn also wer denkt, der gute Sammy würde gleich mal mit einer krachigen Rocknummer in „Crazy Times“ einsteigen, dann unterliegt er einem Irrtum. Denn das „Intro: The Beginning Of The End“ ist ruhig, mit akustischer Gitarre instrumentiert, weiblichem Gesang im Hintergrund, ein wenig melancholisch und traurig...
...und dass dieses Intro auch noch den Titel „Der Anfang vom Ende“ trägt, macht die Sache bestimmt nicht besser oder bringt Freude auf. Dann jedoch wälzt sich lautstark „Slow Drain“ an und SAMMY HAGAR & THE CIRCLE sind endlich in ihrem hardrockenden Element, um den traurigen Missmut wegzurocken, selbst wenn so einiger Pessimismus in seinen Texten hängen bleibt.
Mit „Pump It Up“ versucht sich der gute Sammy dann gleich noch an einer Cover-Version eines ELVIS COSTELLO-Songs – ein wagemutiges, aber nicht ganz stimmiges Unternehmen, bevor dann „Be Still“ die LP-A-Seite zu einem beeindruckenden Ende führt.

„You Get What You Pay For“, der Opener der LP-B-Seite dieser gut gestalteten LP im Gatefoldcover (allerdings ohne weitere Beigaben), klingt dann so, als hätte Sammy den ROLLING STONES einen Kurzbesuch abgestattet und mit ihnen mal schnell einen Song aufgenommen, der stellenweise besser als das ist, was die Stones mitunter noch so unter ihr Fan-Volk werfen.
Passt da die Frage: „Wofür bezahlst du eigentlich?“, nicht nur zu gut?

Mit „Funky Feng Shui“ beweist Hagar zudem, wie gut er bei einem knackigen Rock-Song samt geiler Soul-Linie (und übrigens auch 'geilem' Video) noch immer schreien kann, ohne dass es peinlich wirkt, auch wenn danach die ganz lauten Töne verstummen.

Am Ende des Albums aber wird es wieder ruhiger und trauriger, wenn Hagar über die Zeiten des Vaterseins oder das Ende der Kindheit singt (laut eigener Aussage sein persönlichster Song, den er je geschrieben hat) und dabei vorsichtig, aber erkennbar auf den Spuren eines BRUCE SPRINGSTEEN wandelt, der BOSS eben, der gerade erst mit „Only The Strong Survive“ ein grottenschlechtes Album voller schwach eingesungener Cover-Versionen alter Soul-Stücke rausgehauen hat. Da loben wir uns doch besser diese „Crazy Times“ von SAMMY HAGAR & THE CIRCLE und vergessen ganz schnell den verrückten Boss-Cover-Scheiß, während uns die Band mit der psychedelisch angehauchten Blues-Rock-Hymne „Childhood's End“, die ebenfalls locker die letzten Springsteen-Ergüsse aussticht, aus „Crazy Times“ entlässt. Nicht wirklich crazy, aber doch ziemlich cool.

FAZIT: Es sind „Crazy Times“ die SAMMY HAGAR in Erinnerung an die Pandemie gemeinsam mit seiner Band THE CIRCLE heraufbeschwört, wobei er selber feststellt: „Wir waren in der Lage, das auszudrücken, was wir alle fühlten“. Und dabei saß dem Hardrocker mit der weltberühmten, spätestens sein VAN HALEN weltweit bekannten, rauen Stimme der vielfach Grammy-prämierte Produzent Dave Cobb im Nacken, der dafür sorgt, dass dieses Album nicht nur druckvoll, sondern auch klangtechnisch sehr gut klingt. Hagar selber beweist als bereits 75-jähriger Vokal-Shouter, dass das Alter nicht auf die Stimme schlagen muss und dass bei ihm der Hardrock samt einiger melancholischer Momente noch richtig gut funktioniert. Und auf der gerade erst erschienenen Vinyl-Version im Gatefoldcover klingt's für jeden Retrohead sowieso am besten.

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 1966x gelesen, veröffentlicht am )

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Tracklist:
  • Seite A (16:57):
  • Intro: The Beginning Of The End (1:42)
  • Slow Drain (4:55)
  • Feed Your Head (3:18)
  • Pump It Up (3:01)
  • Be Still (4:01)
  • Seite B (20:19):
  • You Get What You Pay For (3:56)
  • Crazy Times (4:26)
  • Funky Feng Shui (2:17)
  • Father Time (4:05)
  • Childhood's End (5:35)

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