Hinein in die Kirche und hinein in die tiefe – nicht unbedingt göttliche – Klangwelt des frei improvisierten Progressive-, Kraut-, Stoner-, Noise- und Psychedelic-Rock. So könnte die Absicht hinter „Live at The Church (feat. J Mascis)“ von KRAUTFUZZ wohl am besten beschrieben werden.

Manchmal bedarf dieser frei improvisatorische, leidenschaftliche Hang der drei (A-Seite) bzw. vier (B-Seite) Musikerpersönlichkeiten auf der Kirchen-Bühne beim Hörer doch ziemlich dicke Nervenstränge. Denn die postrockigen, sich oft in extrem fuzzige Noise-Höhen erhebenden Klanglandschaften, welche an Gitarren und Bass aufgeschichtet werden, während die Schlagzeugerin ihre oft stoischen Rhythmen auf die Felle hämmert und Gitarrist Dresselhaus mitunter wild – mal verhallt, mal dumpf – in sein Mikro singt, entwickeln ein ziemlich aggressiv erscheinendes Eigenleben, das mitunter von vielen Wiederholungen lebt und so ein schwer psychedelisches wie hypnotisches Klang- wie Klagegewand um seine Hörer webt und dieses immer enger zusammenzieht.

Die 2022 aus gelegentlichen Studiosessions heraus gegründeten KRAUTFUZZ scheinen wirklich nicht den himmlischen Frieden in der Kirche herbeirufen zu wollen, sondern im frei(improvisiert)en Fall mehr auf die teuflischen Abgründe zu verweisen. Manchmal kommen einem bei „Live at The Church (feat. J Mascis)“ GURU GURU oder KRAAN in den Sinn, die ihre frühsten Krautleidenschaften wild ausleben und dabei kaum ein Ende finden.

Auf dem zweiten Stück, das es auf der auf 300 Exemplare limitierten CD-Ausgabe (die zeitlich kürzere LP-Ausgabe ist auf 500 Exemplare begrenzt) auf eine Laufzeit von fast 40 Minuten bringt, taucht dann ein ganz besonderer Gast an der Gitarre auf und lässt diesen kompletten Konzert-Teil noch noise-lastiger und extremer erscheinen: J MASCIS von DINOSAUR JR. Hier bricht sich der so gesehen doppelte Fuzz-Gitarren-Krach ungebremst Bahn und scheint auf eine regelrechte Explosion hinzusteuern, die am Ende allerdings nicht eintritt, sondern sich in eine befreiende Stille entlädt, die von Rückkopplungen und schrägen Psyche-Klängen eingeleitet wird, um dann frenetisch vom Publikum bejubelt zu werden.

FAZIT: Am 15. Juni 2024 finden sich in der Evangelischen Kirchengemeinde Genezareth in Berlin die 2022 aus Studiosessions heraus entstandenen KRAUTFUZZ und der DINOSAUR JR-Gitarrist J MASCIS zu einem wild improvisierten und voller Noise-Ausbrüchen strotzenden Progressive-, Kraut-, Stoner- und Psychedelic-Rock-Konzert auf der Bühne ein, um mit durchaus weniger göttlichen Klang dem begeisterten Rock-Publikum das Fürchten zu lehren. Streng limitiert (CD mit längerer Spielzeit auf 300 und LP auf 500 Exemplare) darf dieser spannende wie soundtechnisch gut klingende (Kirchen haben eben ihre ganz besondere Akustik!) Live-Mitschnitt nun von der heimischen Anlage genossen werden, vorausgesetzt man gibt sich gerne diesen sich immer mehr steigernden Noise-Gewittern hin.