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St. Kleinkrieg: Abgelehnt (Review)

Artist:

St. Kleinkrieg

St. Kleinkrieg: Abgelehnt
Album:

Abgelehnt

Medium: CD
Stil:

Deutsch-Rock, Punk, Electronic

Label: Sireena Records/Broken Silence
Spieldauer: 76:11
Erschienen: 10.01.2020
Website: [Link]

„Normalerweise traut man sich das ja nicht, so unfertige, rohe Eier auf dem Markt feilzubieten, aber… Die Tage werden kürzer und in der Form, wie es diesen ungeliebten Kindern meines Wirkens und Werkens zustehen würde, kann ich mir eine Produktion sowieso nicht leisten. Unzählige Stunden und Mühen, noch mit 8- und 16-Spur-Tonbändern und abenteuerlichen Maschinen aufgenommene Ideen und Melodien, die sonst in den Tiefen meiner alten Zigarrenkiste für immer vor sich hingedämmert hätten, werden so der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.“ (St. Kleinkrieg mit Dankesbotschaft ans Sireena-Label)

Schon bei dem Namen Kleinkrieg bekommt man ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube. Und dann auch noch dieses St. davor, sogar in altdeutscher Schrift gedruckt. „St.“ - steht das etwa für „Saint“ und wir bekommen es hier mit einem „heiligen Kleinkrieg“ zu tun, der auf „Abgelehnt“ tobt? Dann beginnt das Album noch dazu mit einem deutschen Titel namens „Wir werden wieder siegen“…
Haben wir es hier tatsächlich mit einem kriegerischen Album eines auf Neonazi getrimmten Musikers zu tun?

Weit gefehlt!
Zwar bekommen wir es mit einem gerne auf Provokation getrimmten Musiker zu tun, der noch dazu in Deutschland Kultstatus genießt, den er sich während der Neuen Deutschen Welle als Gründungsmitglied der EXTRABREIT erwarb, aber kriegerisch oder gar rechtsgerichtet ist hier gar nichts. Kleinkriegs Herz schlägt auf jeden Fall taktvoll links.

Stefan Kleinkrieg (bei EXTRABREIT), eigentlich gebürtiger Stefan Klein, aka ST. KLEINKRIEG (Nun wissen wir, woher die provokante Namensspielerei stammt!), der in den 80er-Jahren seine größten Erfolge mit „einer der erfolgreichsten deutschen Rockbands“ feierte, dann 2002 mit seiner Band erneut zu einem mehr oder weniger erfolgreichen Comeback durchstartete, lässt uns nun an den Stücken seiner Karriere teilhaben, die „Abgelehnt“ wurden, aber eigentlich viel zu schade sind, um ungehört in Vergessenheit zu geraten: „Die CD ist keine übliche Studioproduktion, wie es sie sonst gibt. Es handelt sich hier um Demos, die entweder von meiner Band, der jeweiligen Plattenfirma und zu guter Letzt auch von mir 'Abgelehnt' und deshalb nicht weiter ausproduziert wurden. Schade eigentlich, habe ich mir gedacht, als ich durch einen Zufall wieder auf dieses Material, das zwischen 1994 und 2006 aufgenommen wurde, stieß.“

Nun also wurde mit diesem Zufall und dem Label erster Güteklasse aus Deutschland für alle Musikerinnerungsbewahrer – SIREENA Records – das, was anfangs unmöglich, weil 'Abgelehnt', erschien, in die offizielle musikalische Tat umgesetzt, wobei auch durch EROC und MICHAEL DANIELAK die Demos im Hagener Schallsuchtstudio „sanft überarbeitet und in Form gebracht“ wurden. Mit dem Erfolg, dass dieses Album wahrhaftig nicht mehr nach einer Ansammlung irgendwie wahllos hingeschusterter Demo-Aufnahmen, sondern sehr hochwertig und auch musikalisch wie textlich einfallsreich klingt.

Natürlich strahlen viele der insgesamt 23 Songs des Albums ein feines EXTRABREIT-Flair aus – und ein Stück wie „Wer wird denn weinen?“ samt Kinderchor würde sich hervorragend auf einem weiteren EXTRABREIT-Album machen. Dagegen sind die finsteren „Regentage“ oder „Zu Hause ist es am schönsten“ herrliches Musikfutter für alle FRANK ZANDER-Freunde, die sich noch immer am Ur-Ur-Enkel von Frankenstein oder seinen blutrünstigen Vampir-Songs ergötzen.

Besonders überraschend ist dann das Ende des „Abgelehnt“-Albums, denn hier gibt’s mit „Roxy Mandingo“ ein Electro-Instrumental zu hören, das sich in der Eno-Bowie-Phase der Berliner Jahre suhlt. Ein schöner Abschluss für ein Album voller Ablehnung, das man aber garantiert nicht „Ablehnt“, wenn man sich die Zeit für all die unfertigen, doch zugleich gerade darum so charmant-unschuldig wirkenden Aufnahmen nimmt. Hier ist ein Profi am Werk – Demo-Charakter hin oder her. Und vor allem viel zu schade, um 'Abgelehnt' zu werden.

FAZIT: Mit „Abgelehnt“ griff das EXTRABREIT-Gründungsmitglied Stefan Klein – bekannter als ST. KLEINKRIEG – tief in die Demo-Kiste seiner eigenen Solo-Musikaufnahmen der Jahre 1994 bis 2006, die entweder durch die Band, die Plattenfirma oder ihn selber 'Abgelehnt' wurden. Dank Sireena Records und einem kleinkriegschen Umdenken gibt’s diese Aufnahmen nunmehr doch zu hören. Ganz klar: „Abgelehnt“ wäre viel zu schade um weiterhin 'Abgelehnt' und ungehört zu bleiben!

Thoralf Koß - Chefredakteur (Info) (Review 3339x gelesen, veröffentlicht am )

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  • 4-6 Punkte: Streckenweise anhörbar, Kaufempfehlung nur für eingefleischte Fans
  • 7-9 Punkte: Einige Lichtblicke, eher überdurchschnittlich, das gewisse Etwas fehlt
  • 10-12 Punkte: Wirklich gutes Album, es gibt keine großen Kritikpunkte
  • 13-14 Punkte: Einmalig gutes Album mit Zeug zum Klassiker, ragt deutlich aus der Masse
  • 15 Punkte: Absolutes Meisterwerk - so was gibt´s höchstens einmal im Jahr
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Tracklist:
  • Wir werden wieder siegen
  • Montana Kid
  • Beim ersten Mal
  • Keine Garantien
  • Viktoria
  • Es war einmal in Palma
  • Regentage
  • Nicht getroffen – Schnaps gesoffen
  • Wer wird denn weinen?
  • Zu Hause ist es am schönsten
  • Du hast gelogen
  • Wie war ihr Leben?
  • Uncool
  • Fürst der Finsternis
  • Mama, sag mir bitte…!
  • Der Sandmann
  • Diese Welt
  • Viel zu kalt
  • Sag, wo bist du?
  • Kronleuchter
  • Schade, dass ich dich nicht leiden kann
  • Die Zukunft liegt im Dunkel
  • Roxy Mandingo

Besetzung:

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  • keine Interviews
Kommentare
Michael Kramer
gepostet am: 17.03.2022

User-Wertung:
4 Punkte

Auf seinem neuen, am 25.02.22 erschienenen Album "Die Sonne scheint für alle (Premium Records) geht es beileibe nicht um abgelehnte Songs.

Vielmehr um 17 grandiose Songperlen, produziert in den Backyard76 Studios in Hagen.
Und siehe da, die Presse ist begeistert und am 4.03. feiert St. Kleinkrieg Premiere in den Dt. Album Charts auf Platz 51.

Dürft Ihr Euch gerne mal zu Gemüte führen.

Liebe Grüße aus Hamburg
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